Altwerden geschieht einfach so

…erst in aller Ruhe die Bilder dieser Top-Fotografen von unsplash anschauen, sich fragen, wofür eines steht, und dann langsam nach unten scrollen…

Eines Morgens wurde es einem plötzlich klar: Man war nicht mehr jung. Man war nicht mehr in den besten Jahren. Man war nicht mehr mittelalt. Sondern alt.

Man konnte seine Zehen nicht mehr richtig erkennen, wenn man die Schuhe überziehen wollte. Und sich nicht mehr im Schneidersitz die Zehennägel lackieren, wenn der Sommer kam.

Vor dem Fenster war die Welt nicht mehr so bunt und laut und glänzend, sondern matt und still.

Man suchte nach dem Optimismus von früher und fand ihn nicht.

Wann eigentlich hatte man die Meinung geändert, die da hieß, dass die Menschheit aus ihren Fehlern lernen würde, wenn sie die Geschichte ernst nähme?

Warum vergaß man die Namen ganz bestimmter Personen immer wieder von Neuem?

Oft kannte man die Bezeichnungen von Dingen ganz genau, konnte sie aber in der Sekunde, in der man sie brauchte, nicht finden…?

Manche Dinge hörte man wohl, aber sie schrieben sich nicht mehr in die Erinnerung ein. Vielleicht, weil das Gehirn sie als unwichtig erkannt hatte?

Man konnte nicht mehr zwei Dinge zugleich tun, obwohl man darin früher Spezialist gewesen war.

Es war zum Verzweifeln: Man konnte den Kopf nicht mehr drehen.

Manches, was früher so schrecklich wichtig war, ließ einen plötzlich kalt.

Nachts lag man manchmal lange wach, obwohl man todmüde war.

Und ab und an plagten einen Schmerzen an Körperstellen, von denen man früher nicht einmal gewusst hätte, wie sie hießen.

An solchen Tagen hilft es nur, wenn man sich sagt, dass all diese Erfahrungen früher noch viel lästiger gewesen sein müssen, zum Beispiel……

…in jenen Tagen – kurz vor dem Beginn der französischen Revolution – in einem fernen kalten Land, vergessen von allen Lieben daheim und sehnsüchtig wartend auf Post. Zum Beispiel aus Petersburg.