Auf einmal – die Filmkritik

 

Das Drama Auf einmal der türkischen Regisseurin Asli Özge – seit 15 Jahren Wahlberlinerin – feierte seine Weltpremiere in der Sektion Panorama auf der Berlinale 2016. Nach Lifelong ist dies bereits Özges zweiter Film, der im Rahmen der Berlinale aufgeführt wurde.

 

Ein Thriller à la Highsmith

Ich war sehr neugierig auf diesen Film, denn die Inhaltsangabe las sich spannend und mysteriös: Ein junger Mann erlebt eine Party, trifft eine Unbekannte und und weiß im Anschluss daran nicht mehr richtig, was eigentlich passiert ist. Etwas Schreckliches, etwas Normales, etwas, das ihn schuldig aussehen lässt? Aber warum eigentlich? Ist es tatsächlich strafbar, wenn man Hilfe holt, aber beim Hilfeholen die falschen Entscheidungen trifft?

 

Ein Film noir

Lesen Sie, was die ZEIT dazu geschrieben hat; es ist aufschlussreich. Hier ein Zitat: „Auf einmal ist ein deutscher film noir im besten Sinne. Özge spielt aus, wie dehnbar die Begriffe Loyalität, Ehrlichkeit und Vertrauen sind. Und wie sehr Macht und Ansehen in Deutschland vererbt werden. Es jagt einem Schauer über den Rücken. Vor allem, wenn man sich selbst in diesem Spiegelbild des deutschen Mittelmaßes erkennt.“

Die Filmkritik

Er breitet viel Stoff zum Nachdenken aus, dieser Film. Das ist gut. Er hat Highsmithsche Thriller-Qualitäten: Wenn das Normale langsam quälend Schicht um Schicht abgetragen wird und das Verstörende darunter sichtbar wird. Übrigens: Gut sind die Darsteller allesamt. Besonders überzeugend aber tatsächlich der Held Carsten (Sebastian Hülk) und seine (im Laufe des Filmes Ex-)freundin (Julia Jentsch).

Umwerfend die Bilder, die der Kameramann (-frau?) von der toten Mittelstadt eingefangen hat: Beton, Stufentreppen, Fußgängerüberwege, die in ihrer Unbehaustheit gefährlich wirken. Hier hätte man manchmal warnen mögen: Ein Zuviel macht die Idee schnell zur Masche…

Weniger überzeugend sind andere Aspekte: Das Timing ist manchmal zu langweilig-schlicht – da hätten gezielt platzierte Tempuswechsel der Spannung gut getan. Die Wandlung, die der Held durchmacht, ist völlig überraschend, da es zwei Drittel des Filmes in die eine Richtung geht und das letzte Drittel plötzlich in die entgegengesetzte. Das strapaziert den guten Willen des Zuschauers ein wenig …

…und doch: Man kann es glauben. Fast. Sehen Sie sich den Film selber an und machen Sie sich eine Meinung. Die Kinostunden sind ganz gewiss eine gute und weiterbringende Zeit und wirklich keine Fehlinvestition!

zum Filmtrailer und einem NDR-Beitrag geht es hier

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