Martin Luther. Das Lutherjahr. Die Lutherbücher. Die Lutherausstellungen.

Irgendwie ist man schon erschöpft, bevor es richtig losgegangen ist. Wer soll das alles lesen? Verstehen? Besuchen? Ans Herz drücken?

Unser großer Kirchenreformator hat es wahrlich verdient, dass man sich etwas mit ihm befasst. Keine Sorge, Sie werden sehen: Das ist durchaus zu schaffen.

Jedenfalls, wenn Sie Dr Günter Scholzens kleines Büchlein aus der Beckschen Reihe in die Hand nehmen und 11,95 € dafür hinlegen. Der Historiker und langjähriger Leiter des Deutschen Bauernkriegsmuseums in Böblingen hat ein bemerkenswertes Bändchen herausgebracht, das uns den großen Mann Luther sehr, sehr nahe bringt. Und zwar nicht, weil es wiederholt, was zahllose Biographen schon zu Papier gebracht haben, sondern weil er Luther selber reden lässt:

Habe ich nicht genug Tumult ausgelöst?

Martin Luther in Selbstzeugnissen.

2017-03-09 17.30.44

Dr Martin Luther – eine Zeichnung aus Chrismon*

Selbstverständlich hat uns da vieles interessiert, besonders aber natürlich das, was der große Mann zu den Frauen zu vermelden hat:

Ein Weib ist bald genommen, aber stets lieb zu haben, das ist schwer. (Er hats geschafft: er und Katharina von Bora führten eine glückliche Ehe, heißt es. Kinder?)

Wenn sie sich auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts, lasse sie sich nur tot tragen, dazu sind sie da. (Aber auch:)

Ohne Frauen würden Haus und Haushalt zusammenbrechen und in der Folge sogar Wirtschaft und öffentliche Ordnung.

Natürlich war er streitbar und manchmal auch grob, aber doch auch tolerant, so weit ihm das trotz seines Sendungsbewusstseins möglich war (zu den Täufern, die grausam verfolgt wurden): Man soll einen jeglichen glauben lassen, was er will.

Natürlich gibt es Dinge, die man nicht so gerne wiederholen will: Sätze gegen die Juden, die Papisten, die armen Bauern, die bösen Türken und ja, auch die Weiber im allgemeinen…aber lesen Sie einfach selbst!

Es lohnt sich!

Luth

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Und was sagt der Autor selbst zu seinem Text?

„Ich habe die Welt satt, sie hat mich wiederum satt … sie meint, wenn sie mich los wäre, so wäre es gut … Es ist doch, wie ich oft gesagt hab: ich bin der reife Dreck, so ist die Welt das weite Arschloch; darum sind wir zu Recht zu trennen.“ Bücher über Luther füllen ganze Bibliotheken, aber was sagt Luther selbst über sich? Seine Tischreden, Briefe und Traktate stecken voller spontaner Selbstaussagen. Günter Scholz hat sie erstmals systematisch ausgewertet, um Luther sein Leben selbst erzählen zu lassen. Der Reformator teilt uns mit, wie er erzogen wurde, warum er ins Kloster ging und wann er den Kampf gegen das Papsttum aufnahm. Er spricht ganz ungeschminkt über Frauen und Liebe, Musik und Essen, Türken und Juden und lässt uns teilhaben an seiner Angst vor dem Teufel und an seinen Leidenschaften. Gerade in seinen Äußerungen über sich selbst und die Welt erweist sich Luther als Meister der deutschen Sprache, der seine Meinung knapp, anschaulich, gerne drastisch und immer unvergesslich auf den Punkt bringt.

*zu der evangelischen Zeitschrift Chrismon gibt es in Kürze mehr; die Illustration stammt von Wieslaw Smetek.

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