Kürzlich habe ich auf einer Ausstellung in der Stadtbücherei von Vaihingen eine wunderbare Begegnung gehabt – eine Begegnung mit meinem allerliebsten Werkstoff, dem Papier. Ausgestellt waren da Beispiele für
LiteraturArt.
Oben sehen Sie solch ein Kunstprodukt: ein Relief aus fein gefalteten Modulen, die zusammen ein filigranes Objekt bilden, in dem sich – sich immer, aber meistens – Text und Papier zu einem interessanten Wechselspiel zusammenfinden. Schöpferin dieser LiteraturArt ist Dr . Birgit Ebbert, die ich natürlich sogleich interviewt habe:
Frau Ebbert, was macht LiteraturArt so einzigartig?
Literaturart verbindet Papier und Text auf eine neuartige Weise, die kurzen Geschichten und Gedichte werden nicht auf Buchseiten gedruckt, sondern in dreidimensionale Welten aus Papier eingebunden. Dazu falte ich viele einzelne Elemente, die sich an den Schönheitsformen des Kindergarten-Erfinders Friedrich Fröbel und an modularen Origami-Formen orientieren. Das Schöne an diesen Elementen bzw. Modulen ist, dass das Falten mich entspannt, aber auch den Betrachter, der sich in den Formen verlieren kann und zwischendrin einen kurzen Text findet, der ihn herausfordert, womit Spannung und Entspannung verbunden bleiben.
Verwenden Sie es selbst oder haben Sie es schon verschenkt?
Ja, natürlich verwende ich meine LiteraturArt selbst, in meiner Wohnung hängen, stehen oder liegen die aktuellen Bilder und auch ein paar Lieblingswerke, die ich nur schweren Herzens abgeben werde. Ich habe die Bilder aber auch schon verschenkt, dann versuche ich einen Bezug zum Beschenkten herstellen, zum Beispiel habe ich für einen meiner Verlage ein Bild aus Verlagskatalogen gefaltet. Gerade experimentiere ich damit, wie ich meine Faltelemente aufs Armband bekomme.
Wer sind Sie und was ist Ihre Aufgabe in Sachen LiteraturArt?
Mein Name ist Birgit Ebbert, ich schreibe als freie Autorin schreibe ich Kriminalromane, Ratgeber, Kinderbücher, Lernhilfen und Geschichten im Auftrag von Kunden. Und ich bin Papierkünstlerin und dort für alles zuständig, was mit LiteraturArt zu tun hat. Meine wichtigste Aufgabe ist, die LiteraturArt herzustellen, also die Papierelemente und Texte zu entwickeln. Dazu falte ich aus Faltpapier, Kopierpapier, Katalogen, Geschenkpapier, Plakaten, also allem Papier, das ich in die Finger bekomme, viele einzelne Elemente und komponiere sie zu Bild oder Skulptur, wie ich sie mir vorgestellt habe. Elemente, die meine kurzen Texte umgeben. Die Texte schreibe ich speziell für die Bilder, das ist manchmal knifflig, weil die Geschichten nicht zu lang sein dürfen und ich für die Gedichte eine eigene Form entwickelt habe, die ich Subset für Untermenge nenne.
Subsets?
Bei den Subsets lassen sich alle Wörter aus den Buchstaben des Titels bilden, bei kurzen Wörtern wie zuletzt „Uhren“ ist das eine echte Herausforderung, so kann es länger dauern, einen Text zu entwickeln als die Papierelemente zu falten.
Auf die Idee zu meinen Gedichten kam ich, als ich vor drei Jahren bei einer Vernissage etwas lesen sollte - ich dachte, einen Krimi, aber in der Einladung stand, ich würde Lyrik lesen. Also habe ich nach meinem eigenen Weg für Lyrik gesucht und die Untermengenlyrik erfunden. Heute nenne ich sie Subset wie die Fachbezeichnung für Untermenge. Das Besondere daran ist, dass in dem Gedicht nur Wörter verwendet werden, die sich aus den Buchstaben des Titels bilden lassen, so tauchen im Gedicht Lebenstraum Wörter auf wie Bart, Raum, eben, aber es kommt kein Wort vor, in dem ein "i" oder "o" vorkommt, weil das in der Buchstabenmenge von Lebenstraum nicht enthalten ist. Auf diese Weise entstehen teilweise ganz skurrile Texte und es ist immer eine neue Herausforderung, aus der vorhandenen Wortmenge einen sinnvollen Text zu entwickeln. Für die LiteraturArt verwende ich manchmal fertige Texte, zu denen mich Fotos, Musik o. ä. inspiriert haben, oder ich lasse mich von den Papieren anregen, ein neues Subset zu schreiben. Aber ich beschaffe das Papier auch, was manchmal nicht einfach ist, wenn ich mir ein bestimmtes Projekt in den Kopf gesetzt habe, da jage ich dann schon mal Plakaten oder Katalogen nach und kann an keinem Papierstapel vorbeigehen, um das Papier auf Falttauglichkeit zu prüfen. Und natürlich kümmere ich mich um Vermarktung, pflege die Internetseite, suche Möglichkeiten, die LiteraturArt in Ausstellungen, auf Märkten oder bei Veranstaltungen zu akquirieren - da bin ich für Tipps immer dankbar!
Wo kann man LiteraturArt bekommen?
Das hängt davon ab, wo man wohnt. Natürlich bei mir im Atelier oder in einer Ausstellung, aber auch im Internet hier oder da.
Wir versenden ja Briefe und Geschichten. Wann haben Sie zuletzt einen Brief geschrieben oder ein Päckchen versandt? Erzählen Sie uns etwas über den Anlass?
Zuletzt habe ich am letzten Sonntag einen Brief geschrieben. Ich schreibe seit Jahren einer Freundin einen Monatsbrief, in dem ich für mich und für sie auf die Ereignisse des letzten Monats zurückblicke. Briefe sind für mich eine tolle Ergänzung oder ein schöner Ersatz zum Tagebuch, deshalb habe ich schon während meines Studiums begonnen, meine Briefe zu kopieren.
Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen. Gibt es etwas, das Sie uns fragen möchten?
Oh ja, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Geschichten und Briefe zu verschicken, das klingt ja auch sehr spannend?
Ja, das ist eine schöne Geschichte, die man hier nachlesen kann…
>Echte Briefe aus Papier bekommen? Wo gibt es das noch? Na, hier bei uns!