„Can you ever forgive me?“ ist ein Zitat. Gesagt haben soll es die scharfzüngige Dorothy Parker nach einer Nacht, in der sie alkoholbedingt Schlimmes getan oder gesagt haben muss, es aber nicht mehr so genau weiß … deshalb die Bitte um ein Generalpardon, das sie sich am Liebsten gleich auf den Rücken heften würde.
So jedenfalls behauptet Lee Israel, die Heldin des gleichnamigen Filmes. Eine großartiges Hausdarstellerin, ein kongenialer Compagnon, eine souveräne, ungewöhnlich ruhige und geduldige Kameraführung, eine liebenswerte, aber gnadenlose Stadt: Melissa McCarthy, Richard E. Grant (Schauspieler), Brandon Trost (Kamera), New York City. Sie alle zusammen bescheren uns ein großes, ehrliches, berührendes Kinoerlebnis.
Lee Israel hat wirklich gelebt, der Film zeichnet ihr Leben nach, ohne Beschönigungen und Sentimentalitäten, inclusive Bewährungsstrafen (und Todesstrafe im Falle ihres aidskranken Freundes).
Im Grunde ist es eine Erzählung von der Einsamkeit der Menschen, die in großen Städten nebeneinander her leben, soziale Kontakte nur kurz am Bartresen und mithilfe von Alkohol ausfüllen können und ansonsten auf ihre Haustiere zurückgeworfen sind. Zentral ist die Angst vor Abstieg und Verelendung, wenn der Job nichts mehr einbringt oder Krankheit und Alter drohen. Der amerikanische Traum will sich einfach nicht erfüllen – kein Wunder, dass die Protagonistin das Gefühl pflegt, die Welt sei ihr etwas schuldig geblieben. Sie reagiert auf die Zumutungen zunehmend kratzbürstig und unliebenswürdig und so wird sie am Ende auch von niemandem wirklich geliebt, sondern fallen gelassen. Wem es so ergeht, der rächt sich mit Regelbrüchen – Fälschungen.
Kurz und gut: Ansehen! Lohnt sich.
Und morgen gibt es mehr dazu.
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