Das Blog des Monats März: Zur Sache, Sätzchen!

Seit geraumer Zeit schaue ich immer wieder einmal in das Blog der schönen Sätze. Mancher erinnert sich vielleicht: Auch im alten Autorenexpress-Blog (das ich später geschlossen habe) hatte ich schon nach schönen Sätzen gesucht, die dann auch prämiert wurden. Nun also – das heißt, in Wirklichkeit parallel dazu – hat Bernhard Blöchl ein ähnliches, aber viel schöner und liebevoller aufbereitetes Pendant dazu veröffentlicht:

Lieblingssätze.de

abc

mit dem wunderbaren Untertitel Zur Sache, Sätzchen! Sie erinnern sich doch sicher an den ersten Film mit Uschi Glas (in dieser atemberaubenden Corsage) und dem Daumenkino von Werner Enke!!?? 1968 war das… Der Urheber dieses empfehlenswerten Blogs ist BB, ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung – übrigens meines Leib- und Magenblattes. Ich kannte ihn nicht, da ich in Baden-Württemberg den München-Teil nicht bekomme…

Waren Sie da? Haben Sie ein bisschen in seinem Blog herumgelesen? Dann sind Sie bereit für ein kleines Interview mit Bernhard Blöchl:

Foto: Zeegaro

Foto: Zeegaro

>Herr Blöchl, wer sind Sie?

Ich bin Autor und Journalist. Als Redakteur der Süddeutschen Zeitung beschäftige ich mich mit der Kulturszene in München, meine Themen sind Film, Literatur und Pop. Nebenbei schreibe ich Romane, der jüngste, eine tragikomische Roadnovel, ist kürzlich bei Piper erschienen und trägt den griffigen Titel „Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint“. Außerdem blogge ich: Unter lieblingssaetze.de wächst seit mehr als fünf Jahren ein Museum der schönen Sätze. Denn das bin ich auch: Sätzesammler und Wortsportler.

>In Ihrem Blog geht es um …?

… die Essenz des Wortes. Auf Lieblingssaetze.de dreht sich alles um den fein gebauten Mikrokosmos im Makrokosmos. Also um schöne, vorrangig erste Sätze in Romanen, dringende und drängende Zeilen in Popsongs, kluge Miniaturen. Ich glaube an die Kraft des einzelnen Satzes, der im großen Ganzen oft nicht die Beachtung findet, die er verdient. Diese Sätze dokumentiere ich im Blog, ihr Funkeln versuche ich in Worte zu fassen. Ein Quell der Inspiration soll meine Sammlung sein, zudem ein schreiberisches Work-out. Eine höchst subjektive, anregende Spielwiese.

>Ihre Blogartikel und Blogbeiträge richten sich an …

… alle, die schreiben, lesen und noch an die Kraft und Schönheit des Satzes glauben. Die sich freuen über schillernde Wörterzusammenkünfte und melodische Satzrhythmen. Die erkennen, dass es erhebend sein kann, mit Esprit und Herzblut unverbrauchte, fesselnde Sätze zu bauen, die aus einem Text herausstechen wie die goldene Erdbeere im Wörterfeld. Tut verdammt gut in Zeiten der 140-Zeichen-Tipperei.

Komiker

>Gibt es einen Artikel, auf den Sie besonders stolz sind und den Sie uns jetzt sofort ans Herz legen wollen?

Stolz wäre zu viel, aber mein Plädoyer für den Zauber erster Sätze zeige ich schon gerne her!
Außerdem alle Artikel über meine Lieblingsautoren Wolf Haas, Tom Robbins und Heinrich Steinfest. Die Beiträge inspirieren mich selbst immer wieder, mich bei dem zum Scheitern verurteilten Bemühen, jemals auch nur annähernd so zu schreiben wie sie, nicht unterkriegen zu lassen.

>Welches ist im Augenblick Ihr Lieblingsprojekt?

In diesen Tagen freue ich mich über die Veröffentlichung meines zweiten Romans. Ich kümmere mich um Lesungen und trage „Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint“ in die Welt hinaus. So ein Buch ist natürlich Herzensprojekt durch und durch.

piper

>Und was machen Sie, wenn Sie nicht bloggen?

Wenn ich nicht blogge, dann schreibe ich Romane. Wenn ich keine Romane schreibe, dann lese ich. Wenn ich nicht lese, dann höre ich Musik. Wenn ich nicht Musik höre, dann gehe ich ins Kino. Wenn ich nicht ins Kino gehe, dann esse ich. Wenn ich nicht esse, dann schaue ich Fußball. Wenn ich nicht Fußball schaue, dann bespaße ich wahlweise die Frau, wahlweise die Katze. Wenn ich nicht irgendjemanden bespaße, dann schlafe ich. Wenn ich nicht schlafe, dann fülle ich Fragebögen für Bloggerkollegen aus. Wenn ich nicht Fragebögen für Bloggerkollegen ausfülle, dann blogge ich. Aber die meiste Zeit, das steckt schon im Wort selbst, arbeite ich für die Zeitung. Und zwar sehr, sehr gern.

>Gibt es ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Zuweilen fehlen mir überzeugende Argumente, warum es angebracht, ja, völlig okay ist, sein eigenes Buch auf dem Blog zu bewerben.

>Wie finden wir Sie im Netz? Und im Real Life?

bernhardbloechl.de
lieblingssaetze.de
facebook.com/lieblingssaetze
facebook.com/bloechlbernhard

In der Offline-Welt bin ich in München zu finden. Ich bin der, der bei Konzerten immer hinten steht und im Kino vorne links sitzt. Der Fußball lieber in der Kneipe als im Stadion schaut. Der im Wirtshaus regelmäßig in Versuchung kommt, ein zweites Hauptgericht zu bestellen, es dann aber doch lieber sein lässt. Meistens.

>Wir schreiben ja Briefe und Postkarten, die unsere Abonnenten und Abonnentinnen geschenkt bekommen oder sich selber schenken. Was haben Sie zuletzt einen privaten Brief geschrieben? Wissen Sie das noch?

O ja! An meinen Lieblingsonkel, erst vor ein paar Wochen. Er ist ein Meister der kreuz und quer und schön und wild und kreisrund beschriebenen Postkarten. Zu seinem Geburtstag wollte ich mich revanchieren – und musste feststellen, dass meine Handschrift dringend ein Update braucht. Besser noch: einen Neustart.

>Vielen Dank dafür, dass Sie unsere Fragen beantwortet haben. Gibt es vielleicht Fragen, die Sie uns stellen möchten?

Klar, ich bin immer durstig, immer neugierig! Wie sind Sie auf mich aufmerksam geworden? Wie lange betreiben Sie schon Ihren Blog? Wer sind Ihre Leser, und: Hat jemals jemand so viel Stuss verzapft wie ich in meinen Antworten?

>Fangen wir mit der letzten Frage an: Es war erfrischend, so sportlich-humorige Antworten zu bekommen! Meist sind die Reaktionen doch sehr sachlich… Erste Frage: siehe Einleitung. Mittelfragen: Das Autorenexpress-Blog gibt es schon lange; zunächst nur für Nachrichten aller Art für Menschen, die schreiben. Inzwischen ist es ein begleitendes Blog für unseren Briefdienst geworden. Wir richten uns an zwei Gruppen:

  • einerseits diejenigen, die internetaffin sind und ein orginelles Geschenk suchen

  • und andrerseits an diejenigen, die weniger digital unterwegs sind, Papier lieben und bereit sind, ein wenig Zeit und Geduld in ihrem Leben zuzulassen. Das können Menschen sein, die sich selbst etwas gönnen oder von der ersten Gruppe beschenkt werden.

Und hier sind unsere Angebote!

 

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