Vielen, die ihre Heimat verlassen müssen, werden es in diesen Tagen, Wochen und Monaten fühlen – das Fremdsein in der neuen Stadt, der neuen Straße. Es ist sicher nicht ohne Grund, dass das Landleben-Blog eben jetzt zu einer Blogparade aufgerufen hat, die das Fremdsein thematisiert.
Fremd sein
Fremd sein in einer Stadt, einem Land – natürlich hat das (fast) jeder schon einmal erlebt. Ich jedenfalls mehrfach. Jetzt lebe ich schon lange am selben Ort – die Probleme von Einsamkeit und Fremdsein liege also eine Zeitlang zurück, an die Gefühle erinnere ich mich aber. Sie sind nicht schön, machen traurig und im schlimmsten Fall depressiv, vermitteln Ohnmacht*. Jetzt aber habe ich in der New York Times von einer Lösung gelesen, die mir so gefällt, dass ich sie gerne teilen möchte.
Sympathische Menschen überall
Die Situation: Man zieht in an einen unbekannten Ort. Auf Facebook (FB) oder im anderswo im Internet hat man zahlreiche Freund- und Bekanntschaften, aber alle sind über die ganze Welt verstreut. Keiner ist greifbar, mit dem man abends mal ein Bier trinken könnte, um über den Film zu reden, den man gerade gemeinsam geguckt hat. Und dennoch: In der neuen Straße, in der man wohnt, gibt eine Menge sympathisch aussehender Menschen. Man könnte mit ihnen Freundschaften schließen, wenn man nur wüßte, wie.
Freunde, aber nicht greifbar
Dafür gibt es jetzt die Einrichtung der social street, die sich ein neu zugezogenes Paar in Italien ausgedacht hat. Sie haben eine geschlossene FB Gruppe gegründet, die den Namen der Straße bekam, in der sie Kontakt suchten. Gleichzeitig haben sie in dieser Straße Flyer ausgelegt, die besagten, dass man Freunde und Freundinnen und Bekanntschaften suche, die – sofern sie Interesse hätten – der Gruppe beitreten sollten, damit man sich kennenlernen könne.
Nach vier Tagen gab es 20 Einträge, nach 2 Jahren waren es bereits 1100 Mitglieder. Fast die Hälfte aller Straßenbewohner. Und wer nicht dazu gehörte, der wusste davon, hatte aber keinen Internetanschluss. Oder wollte dezidiert nicht gestört werden.
Social Streets
Und wie ist es jetzt? Man kennt sich, man grüßt sich, man hilft sich, man feiert zusammen. Man fühlt sich zu Hause wie früher im Dorf. Keiner ist mehr ein Fremder. Aber: Man muss auch die Sozialkontrolle aushalten, die dadurch entsteht. Und von jetzt braucht man viel Zeit, wenn man durch die Straße geht…
393 social streets soll es mittlerweile in Europa, Brasilien und Neuseeland geben. Mehr dazu unter: http://www.socialstreet.it/international