RIP Caterina

Caterina Valente ist mit 93 in Lugano gestorben. So ungeheuer fleißig wie sie ihr ganzes Leben lang war, gönne ich ihr die Ruhe, die sie jetzt gefunden haben wird. Ob sie die wohl lange aushält?

Caterina Valente, 1961 (**)

Mein Leben hat sie dreimal berührt und deshalb widme ich ihr diesen kleine Nachruf.

Meine Eltern wollte lange Jahre keinen Fernseher im Haus dulden, obwohl überall woanders schon welche standen. Als Kind fühlte man sich da ausgegrenzt, zumindest aber „hinterwäldlerisch“. Als der Kasten dann endlich da war, waren wir Kids scharf auf alle Sendungen. Die ersten zehn könnte ich heute noch aufzählen. Eine davon war „Musik aus Studio B.“ Laut Wikipedia: „Musik aus Studio B war eine 45-minütige Show für deutsche Schlager des NDR im Ersten Fernsehprogramm. Die Sendereihe ist vorrangig mit den Namen Chris Howland, Moderation, und Sigmar Börner, Redaktion und Regie, verbunden und lief von 1961 bis 1976, gewöhnlich wochentags um 21:00 Uhr.“

Ja und da sah ich Caterina Valente das erste Mal in meinem Leben. Sie kam ein Treppe herunter, setzte sich unten auf die Stufen und sang einen Song. Ich verstand, dass sie ihren angesungenen Liebsten mit dem Kosenamen Eierfloh bedachte. Darling kam auch vor, das konnte ich übersetzen, aber Eierfloh? Vor allen Leuten? War das nicht ein bisschen albern?

Das nächste Mal begegnete sie mir in den USA. Ich reiste zusammen mit anderen Studentinnen und Studenten durch das Land. Ein blondes Mädchen, deren Namen, nicht aber deren Gesicht (!), ich heute vergessen habe, war ein glühender Valente Fan. Oder aber Angehörige eines solchen. Jedenfalls mussten wir in jeder Stadt, egal ob Mitte, Ost- oder Westküste, in einen Plattenladen stürmen und nach ihr fragen. An manchen Orten in den USA kannte man sie gar nicht, an anderen gab es reiche LP-Beute. Am Ende füllte Caterina einen eigens dafür mitgebrachten Koffer.

Und das dritte Mal habe ich sie live erlebt, bei einer Wetten-dass-Sendung mit Thomas Gottschalk. Die Kulisse bestand aus mehreren Podesten, auf denen sich die Interpreten (Schlagersänger*innen, Stars, Schauspieler*innen) im Dunkeln aufbauten, während die Vorgänger*innen schon im Spotlight standen und sich produzierten. Natürlich waren alle (?) Augen des Publikums auf die hell erleuchtete glitzernden Show gerichtet. Die damals schon sehr ältere Caterina kam lautlos heran, auf Strümpfen, die Stöckelschuhe in der Hand. Sie stellte die High Heels aufs Podest und kletterte nicht ohne Mühe hinein. Und dann begann sie, ganz Profi, der sie war, mit Mund-Lockerungsübungen. Schnitt Grimassen, riss die Augen auf, kämmte die Augenbrauen, zeigte die Zähne. Es war wirklich ulkig. So ohne Scheu, so ohne Eitelkeit. Als das Licht auf sie fiel, strahlte sie… ein heller Stern, ein wahrer Star!

Während sie mir als Kind komisch und als junge Frau lästig erschien, habe ich sie da geliebt.

Farewell Caterina!

Die meisten unserer Illustrationen sind Fotos von Unsplash, worauf wir mit einem (*) hinweisen. Wir danken hier allen Fotograf*innen für die großzügige Überlassung. Bilder, die mit (**) gekennzeichnet sind, stammen aus dem Bundesarchiv von media commons. Bilder mit (***) sind selbst aufgenommene Fotos oder selbst gezeichete Illustrationen. Gemälde großer Meister kommen vom Useum (****). Und die mit 5 Sternen sind mittels KI erzeugt. Danke!

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