Unsere Anthologie des Monats Juli: Sonne, Mond und Ferne

Um einen Tag haben wirs ja verpasst – heute ist schon der erste August! – aber was soll’s: Für die Ferien kommt unser Tipp zumindest für Baden-Württemberg und Bayern noch rechtzeitig:

Unsere Anthologie des Monats Juli: Sonne, Mond und Ferne

erschienen in der Edition Viaterra, 2013, herausgegeben von Regina Schleheck und Mechthild Zimmermann, 14,95, hier:

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So heißt es in der Verlagsbeschreibung:

Viaterra goes holiday. Urlaub weckt Sehnsüchte. Nach Meer, Metropolen, Müßiggang oder Mördergruben. Auch Balkonier sind vor Abgründen und Höhenflügen nicht gefeit. Sie möchten wissen: Was zu tun ist, wenn die schönste Zeit im Jahr zum Albtraum wird? Wer einem im Urlaub so richtig auf die Nerven gehen kann? Wo Sie die Störenfriede im Sand verbuddeln oder im Meer versenken können? Warum Seelenballast nicht im Handgepäck mitgeführt werden soll? Wie man gefährliche Ferienfallen vermeiden kann? Dann haben wir einen heißen Tipp für Sie: Sonne, Mord und Ferne: Mordsgute Urlaubsgeschichten. Damit daheim und unterwegs beim Chillen das Thrillen nicht auf der Strecke bleibt.

Nessas Geschichte in Sonne, Mond und Ferne beginnt so:

„Sie  sind über zwölf Jahre verheiratet. Kinder haben sie keine, obwohl sie sich immer welche gewünscht haben. Ganz sicher ist sie sich nicht, ob sie ihren Mann noch liebt. Aber sie mag ihn. Sie leben gut zusammen.

Eines aber hat sie immer geärgert an ihm. Zuerst war sie verwundert und erstaunt, dann tatsächlich gekränkt. Es ist so: Er fotografiert viel und gut. In ihrem Freundeskreis sind seine Portraits beliebt. Er fotografiert häufig auch sie. Aber sie immer hässlich und hart. Die andern immer schmeichelhaft. Wie kann m das sein? Sie hat schon überlegt, ob es wohl sein Blick ist, der sie auf diese Weise sucht und festnagelt: von ihrer schlechtesten Seite‚ mit ihrem falschesten Lächeln, in ihrer ungünstigsten Ausleuchtung.

Sie beklagt sich. Er bemüht sich. Sagt er. Aber sie sieht immer wieder furchtbar aus. Ist es vielleicht so, dass sie — sie selbst und und sie — die Ehefrau — zwei unterschiedliche Menschen sind? Ist diejenige, die sie im Spiegel erblickt, wenn sie sich davor steht,  eine ganz andere als diejenige, die er sieht? Sie sieht das Beste von sich, er das Schlechteste? Es ist ein merkwürdiger Gedanke. Er beunruhigt sie.

Und dann kommt der Tag, an dem sie ihm erzählt, was sie beim Friseur gehört hat: Meissners fahren diesen Sommer nach Kapstadt. Fred Melchior und seine Frau machen eine Trekking-Tour durch Tibet. Amelie logiert am Cap Ferrat. Und sie, sie, sie hat es überall erzählt, tauchen auf den Malediven.

„Solange es sie noch gibt«, das sagt sie immer dazu, um sich umweltbewusst zu zeigen.

„Nein“‚ sagt er.

„Was?“

„Weißt du, was das kostet?“ sagt er.

„Natürlich“, sagt sie. „Ich habe den Urlaub doch gebucht.“

„Wir können es uns nicht mehr leisten.“

„Wie jetzt? Nicht? Nicht mehr?“  Sie versteht nicht, worauf er hinaus will.

Er sieht sie lange an, wendet dann die Augen ab. Dies wäre der Moment, in dem sie ihn fotografieren sollte, wäre sie rachsüchtig. Aber das ist sie nicht. Es dauert eine Viertelstunde, bis er mit der Wahrheit herausrückt. Ihm ist gekündigt worden. Schon vor sechs Monaten. Sie können sich solche Fernferien tatsächlich nicht mehr leisten. (…)“

Weiter geht’s im Buch. Soviel kann schon mal versprochen werden: Liebe und Tod kommen drin vor, und Betrug und die Polizei auch.

 

2017-06-07 22.25.25

Sonne, Mond und Ferne: Mal durch die Jalousien spickeln, was sich draußen vorm Haus so tut

>Lieber ein paar eBooks mitnehmen in den Urlaub? Hier entlang, bittesehr!

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