Von der Leipziger Buchmesse

Heute gibt es nur ein kleines kurzes Messetelegramm, weil schon die nächste Reise vorbereitet werden will…

Es hat ja schon Tradition: kaum hat man warm gewandet, weil draußen noch Winter, die Messehallen betreten, kommt die Sonne heraus und wärmt durch das viele Glas ganz enorm auf. Man schwitzt, man keucht, man hastet – und die Scheinwerfer tun das Ihre dazu. Vor den Toiletten und den Essständen bilden sich Schlangen – vom Kampf um den Sitzwürfel bei den Sofas ganz zu schweigen. Aber das gehört alles alles dazu zu so einem Messemorgen. Wärs anders, man käme sich glatt betrogen vor.

Wen hat man gesehen? Gehört?

Wir wollen es paritätisch handhaben und zwei Frauen und zwei Männer vorstellen.

Ist es möglich – oder wünschenswert? – mit Achtzig noch mal einen drauf zu setzen? Nur wenige können das (und noch dazu gänzlich unoperiert) wie dieses Wiener (Burgtheater-)Geschöpf, das im Leben so einiges durchmachen musste, das aber mit tiefer nachdenklicher und dennoch verwegener Stimme die eigene Gesangslyrik begleitet. Resilienz – dein Name sei Erika Pluhar.

Ist es möglich – oder überhaupt wünschenswert – dass ein Mann Frauen die eigene Stimme zuteilt? Oder doch eher anmassend? Feridun Zaimoglu, der oft rührig und geschäftstüchtig Tabus zumindest anzubrechen versucht, hats getan: Die Geschichte der Frau, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019, ISBN 978-3-462-05230-5. Hier spricht er u.a. mit der Zunge Antigones, Lore Lays, Judiths und Valerie Solanas‘. Kann das gelingen? Entscheiden Sie selbst.

Ist es möglich – oder wünschenswert – die eigene Identität so durchlässig zu machen, dass man die Leben wechselt wie andere das Hemd? Sie hats getan, hat sich nach der wilden Lyrikerin Else aus Wuppertal benannt und fortan als Else Buschheuer das Mögliche und vielleicht sogar das Unmögliche versucht – als Schriftstellerin, Bloggerin, Domina, Reikimeisterin, Sterbebegleiterin und neuerdings auch als Tangotänzerin. Mut – dein Name sei Else!

Ist es möglich – oder wünschenswert – das entsetzliche Leid anderer in einem Roman zur Schau zu stellen? Das „Unerzählbare“ in eigene Worte zu fassen, und so Emotionen loszutreten – anstelle kühler Geschichtsreflexion? Der junge Spiegel Reporter Takis Würger hats getan und so eine Debatte angeregt, die nicht notwendig wäre, wenn nicht die Grauen des Nazireiches immer noch tabuisiert würden. Als Unterhaltungslektüre sei das Sujet Stella Goldschlag denkbar ungeeignet, so der Vorwurf an Stella, sein neues Buch.

Und zu guter Letzt

nun noch nach Chemnitz, der Stadt die heute Erinnerungen an die Schrecken der Naziherrschaft (auf modern) erweckt wie keine andere derzeit. Ist es möglich – oder richtig? – alles das, was wir ablehnen mit einer Stadt in Verbindung zu bringen, weil die Schlagzeilen es tun? Nein, natürlich nicht. Wir haben Chemnitz besucht und für sehenswert gehalten: der geschickt neugestaltete und optisch verkleinerte Rathausplatz, das gelungene P&C Gebäude mit seinem unnacvhahmlichen Schwung, die braven Trams und die vielen Fahrradfahrer (die einstmalige sozialistische Modellstadt hat Riesendimensionen), das sehenswerte Industriemuseum und das liebens- und lebenswerte Jugendstilviertel Kassberg. Und ohne den Nischel (ist wohl sächsisch für Kopf) gehts natürlich auch nicht: das Karl-Marx-Denkmal aus der früheren Karl-Marx-Stadt:

>mal wieder etwas lesen? Kurzgeschichten von Nessa Altura?

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