Post Für Sie – eine Short Story zur Weihnachtszeit

Al Bär

Er ein schöner Mann. Und er hatte gar nichts mit El Alamein oder Salem Aleikum zu tun. Al Bär, wie er genannt werden wollte (und wie sie ihn auch tatsächlich nannte), war Welschschweizer und sein Name französisch. Zu deutsch hätte man ihn Albert genannt – aber das war nicht schön.

Al Bär war dieser Tage achtundsiebzig geworden und sie hatte ein paar Jahre mehr in den Knochen. Aber er sah noch immer gut aus: weißes Haar, sonnengebräunte Haut, aufrechter Gang, tiefe, aber dekorative Falten. Und ein Herzschrittmacher, aber den sah man ja nicht.

Wenn man die wirklichen schönen Männer betrachtete, wie sie alt wurden, so gab es welche, denen das stand. Und andere, bei denen es weniger gelang. Robert Redford versus Alain Delon, Schwarzenegger versus Michael Douglas, Zidane versus Maradonna. Sie wissen, was gemeint ist.

Sie waren noch nicht so sehr lange verheiratet. Sie war eine von denen, die, wenn sie liebten, auch heiraten wollten, so wie Liz Taylor oder Gerhard Schröder. Aber sie war nicht naiv – sie hatte immer gewusst, dass eine Ehe nicht bis zum Tode halten würde, sondern nur so lange bis sie beiden Partnern zum Vorteil gereichte. Und keinen Tag länger. Das Leben war zu kurz, um Beziehungen weiterzuverfolgen, die öde versandet waren.

Al Bär war da der gleichen Meinung. Sie hatten sich auch versprochen – gegenseitig, darauf hatte sie Wert gelegt – voneinander keine Pflegeleistungen zu verlangen, wenn es notwendig würde. Geld war genug da (sie hatte bei allen Scheidungen dazu gelernt), um dieses Problem „outzusourcen“, wie Al Bär es scherzhaft nannte. Ihr war es recht gewesen.

Sie waren sich auch einig gewesen, als es um die Wahl ihres Wohnsitzes ging: In Z. sollte es sein, in der Alquiststraße*. Dort gefiel ihnen das Haus, der Garten, die Sonnenexposition, der Blick, die Nachbarschaft.

Etwas, das ihre Kaufentscheidung verhindert hätte, erfuhren sie nicht.

Das lernten sie erst nach und nach.

Anfang Dezember ging es los. Die netten Nachbarn zwei Häuser weiter rechts bauten im Garten eine Vorrichtung auf, die aus lauter Schnüren bestand. Sie wickelten diese Schnüre um Baumstämme und –Äste. Als es dunkel war, rief Al Bär sie ans westwärts gerichtete Panoramafenster: „Sieh mal, cherie!“

In der Tat, sie sah. Sie sah bunte Lämpchen, die die Formen der Bäume nachzeichneten, in rot und gelb, in blau und grün, in silber und violett. Es sah aus wie auf dem Jahrmarkt.

„Vielleicht haben sie auch eine Glühweinbude“, sagte sie. „Sollen wir rübergehen?“

Al Bär schüttelte den Kopf.

Sie grinsten sich an.

Das mochte sie an ihm – den schrägen Humor.

Die Nachbarn drei Häuser weiter links, die Rentschlers, nahmen die Herausforderung an. Sie platzierten zwei Rentiere zwischen ihren Forsythienbüschen, allerdings einfarbig.

Al Bär und sie standen nun an ihrem Ostfenster und spähten durchs nackte Winter-Geäst.

„Rentiere“, sagte sie.

„Hirsche“, sagte er.

Tags drauf, als es dunkelte, zogen die gehörnten Tiere einen Schlitten, der mit Glöckchen behangen war.

„Noch keine Geschenke?“, sagte Al Bär spöttisch.

„Kommt noch“, sagte sie.

Donnerstagnacht brachte einen Tannenbaum mit sprühenden Sternen bei Wollitzers, Freitagnacht einen Nikolaus in Rot und Grün bei Hallhubers, Samstagnacht einen güldenen Kometen über Spenglers Haustür, Sonntagnacht war Pause.

Sie ließen jetzt abends die Rollläden herunter. Die Alquiststraße war ihnen zu bunt geworden.

Eine Woche später kamen sie von einer Veranstaltung zurück. Sie glitten in ihrem Mercedes die dunkle Büchsenstraße entlang und bogen in  die Alquiststraße ein. Es flammte und flackerte an allen Enden und Ecken – Weihnachtsmänner kletterten blinkend an Fenstersimsen herum, Zwerge hockten rot bezipfelmützt unter Büschen, Rentiere oder Antilopen oder Hirsch grasten, Sterne funkelten, Tannenbäume nickten grün im Wind. Nur Schusters hielten dagegen: Bei ihnen ritt eine Hexe auf einem Besen über die Ligusterhecke.

„Mann“, rief Al Bär aus. „Sogar einen rosa Elefanten haben die!“

„Wo? Bei wem? Ich seh nichts“, antwortete sie.

„Dort drüben!“, er zeigte auf das schöne große Grundstück der Mager-Fürfelders, einem Ehepaar, das angeblich steinreich war.

„Seh ich nicht“, sagte sie und dann waren sie auch schon vorbei und andere immergrüne Hecken verdeckten den Blick.

„Was hätten Elefanten und Hexen auch mit Weihnachten zu tun?“, mumelte sie.

„Die Hexe hast du aber gesehen?“

„Natürlich.“

Am Samstag brachte Al Bär ein großes Paket nach Hause.

Sie fragte nicht, was es war. Sie konnte es sich denken.

Er hatte Blut geleckt.

Eigentlich fand sie die Lichterketten ganz schön, die sich nun wie Schlangen durch ihren eigenen Garten wanden. Al Bär hatte sie Ton in Ton gekauft – sie waren von einem hellen, einem mittleren und einem dunklen Blau und geometrisch angeordnet über den Rasen gezogen, so dass es eher wie ein Kunstwerk anmutete… und nicht wie simpler Weihnachtsschmuck.

„Eine Installation“, sagte sie. Er grinste.

„Besonders das Türkis gefällt mir“, sagte er.

„Türkis?“, sagte sie überrascht. „So würde ich das nicht nennen. Das ist Hellblau. Oder ein helles Wasserblau. Aber kein Türkis.“

„Ansichtssache“. Er zuckte mit den Achseln. „Vielleicht solltest du mal zum Augenarzt, cherie. Der graue Star, den wir alle haben oder noch bekommen, soll die Farbwahrnehmung verändern, habe ich gelesen.“

Sie dachte, dass sich Al Bär selber vielleicht schon in einem fortgeschrittenen Star-Stadium befand, erwiderte aber nichts.

Dennoch hielt sie jeden Abend nach dem Rosa Elefanten Ausschau, fand ihn aber nicht. Auch die Hexe war nun verschwunden. Stattdessen hatte ein goldener Engel seine Flügel ausgebreitet, auf dessen Kopf ein Kranz von ekstatischen Ewigen Lichtern flackerte wie eine bekiffte schwedische Julkrone in Rot.

Am dritten Advent flogen bunten Päckchen auf den Rentierschlitten, den Al Bär konsequent einen Sch-Sch Hir-Sch Sch-litten nannen, um sie zu necken. In dieser Nacht fiel der erste Schnee und sie standen beide am Fenster und betrachteten schweigend wie die weiße Watte die grellen Lichter zuerst leicht mattierte, dann abdunkelte und am Ende schluckte. Vor ihnen lag nun weißer Schnee auf ihrem eigenen Rasen, schwach von bläulichen Adern durchzogen, poetisch, schön, unwirklich.

Ein Kunstwerk, tatsächlich.

„Schau mal, im Osten geht jetzt der Mond auf“, Al Bär zeigte auf den Himmel. „Und wandert nach Westen.“ Sie nickte. Al Bär interessierte sich für Planeten und andere Himmelsobjekte. Sie nicht. Aber dass der Mond im Osten seine nächtliche Wanderung begann und im Westen verschwand, das wusste sie doch.

Der Jahrmarktsspuk blieb auch über Weihnachten bestehen. Ja, es war, als hätten sich alle Nachbarn vorgenommen, auf keinen Fall nachzulassen. Und Al Bär gehörte jetzt auch dazu – mit seinem Projekt Garden Art, wie er es nannte.

„Aber der Elerfant ist weg“, sagte Al Bär am zweiten Weihnachtsfeiertag..

„Die Hexe auch.“

„Die Hirsche sind noch da. Jetzt aber mehr als vorher. Nicht vier, sondern acht.“

„Rentiere“, sagte sie. „Aber gezählt habe ich sie nie.“

Sie sah genauer hin. Da waren vier, nicht acht. Und einen Elefanten hatte es nie gegeben. Aber sie sagte nichts.Das war schließlich nicht wichtig.

Wichtig war aber, dass sie verzweifelt nach der Geflügelschere suchen musste, die sie am Tag vor dem Gänsebraten noch in der Schublade gesehen hatte. Nun war sie weg und stattdessen lag ein Fleischklopfer da, den sie schon beim Einzug aussortiert und in den Behälter für Schrott gelegt hatte. Seltsam. Sie musste sich schließlich mit der Gartenschere begnügen, die Al Bär ihr aus der Garage holte.

An Silvester rutschte ihr der schöne große grüne Römerkelch aus der Hand, den sie von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.

„Du wirst doch nicht zittrig, cherie?“, fragte Al Bär besorgt.

Nein, natürlich wurde sie nicht zittrig. Aus reinem Ärger fegte sie die Splitter so heftig zusammen, dass sie sich schnitt.

„Der schöne rote Römer!“, sagte Al Bär.

„Das Rote ist mein Blut“, antwortete sie pikiert, „der Römer ist grün.“

Er zog die Augenbrauen hoch und musterte sie mit einem Hauch von Mitleid im Blick.

Im Bett dachte sie darüber nach. Dann wusste sie es: Al Bär war rot-grün-blind und keiner hatte es ihm je gesagt. Das beeinträchtigte sicher auch sein Türkis-Empfinden. Und führte zum Doppelt-Sehen. Sie würde bei den Ampeln besser aufpassen müssen.

Am nächsten Morgen rief er sie vors Haus und zeigte ihr den Mond, der im Osten hell am dunklen Himmel stand.

„Siehst du, wie der Mond durcheinander gekommen ist?“, sagte er. „Der müsste doch im Westen untergehen nach seinem langen Weg durch die Nacht…? Und jetzt geht er im Osten unter – das kann doch gar nicht sein?“

Osten, Westen?

Sie war nun ganz durcheinander. Die Rentschlers wohnten doch im Osten und die mit dem rosa Elefanten, den sie nie gesehen hatte, im Westen. Der Mond ging doch immer im Osten auf und im Westen unter wie die Sonne auch …? Wer täuschte sich hier? Al Bär, sie selbst – oder … der Gedanke war verwegen, gar die Gestirne?

Als sie in der Küche die mittägliche Suppe zubereitete, stieß sie einen Schrei aus, weil ihr Al Bär, den sie nicht hatte kommen hören, die Hand schwer auf die Schulter legte.

„Was hast du denn, Liebes?“, fragte er.

„Du hast mich erschreckt!“

„Stimmt mit deinen Ohren etwas nicht? In bin die Treppe herunter gekommen wie immer.“

Aber er trug die neuen Schafwoll-Hausschuhe, die sie ihm geschenkt hatte, schon möglich, dass die seinen sonst schweren Schritt gedämpft hatten.

„Warum bist du hier in der Küche?“, sagte er. „Du hast doch jetzt in einer Viertelstunde den Termin bei Dr. Winter und bist noch nicht angezogen.“

„Ich habe keinen Termin. Und einen Dr. Winter kenne ich auch nicht.“

„Aber natürlich. Das hast du mir doch gestern noch gesagt. Wegen deiner Augen. Verdacht auf grauer Star. Oder war es grüner? Ma…mak…Makuller? Wie das alles eben heißt.“

Nein. Sie schüttelte entgeistert den Kopf. Sie hatte keinen Augenarzttermin. Was war denn plötzlich mit Al Bär los? Begann eine merkwürdige Demenz bei ihm?

Die Vorfälle begannen sich zu häufen. Wenn bis Neujahr nichts besser wurde, so beschloss sie, dann würden sie beide zum Neurologen gehen, basta. Sie verlegte Dinge, stolperte, vergass Telefonummern. Aber letzteres war nicht neu, Zahlen waren noch nie Stärke gewesen.

Aber Al Bärs: „Die Mager-Fürfelderin wird am Donnerstag achtzig“, sagte er. „Wir dürfen nicht vergessen zu gratulieren.“

Sie nickte. „Heute ist erst Dienstag“, sagte sie.

„Heute wird unsere Nachbarin fünfundachtzig“, sagte er am Donnerstag.

„Achtzig“, sagte sie.

„Fünfundachtzig“, sagte er.

„Aber du hast doch erst vorgestern…?“

„Fündundachtzig, habe ich gesagt, ja. Sie hat es mir selbst erzählt.“

Sie gingen hinüber und gratulierten. Es entging ihr nicht, dass Al Bär und der Mager-Fürfelder gewisse Blicke tauschten. Sie fasste sich ein Herz und fragte direkt.

„Achtzig oder Fünfundachtzig?“

„Achtzig“, sagte Frau Mager-Fürfelder.

„Fündundachtzig“, sagte Herr Mager-Fürfelder.

Alle schwiegen betreten.

„Haben Sie vor Weihnachten einen Rosa Elefanten im Garten gehabt?“

„Ja“, sagte der Gastgeber und sandte einen kurzen Blick zu Al Bär hinüber. „Jeden Abend.“

„Ich habe nie einen gesehen,“ sagte sie. „Wo ist er jetzt?“

„Im Keller.“

„Würden Sie ihn heraufholen? Ich habe nämlich schon an mir selbst gezweifelt.Wenn ich mich mit meinen eigenen Augen überzeugen könnte, das es ihn wirklich gibt, wäre mir sehr geholfen.“

„Ach, herrje“, antwortete Mager-Fürfelder, dessen dunkler Kinnbart ganz bestimmt gefärbt war, „Ich habe ihn schon entsorgt, daran hatte ich im Augenblick gar nicht gedacht.“

Er war ein wenig rot geworden.

Der Neurologe Dr. Dr. Stein war, so stellte es sich heraus, ebenfalls ein Bewohner des Viertels, in dem die Weihnachtsbeleuchtungssucht ausgebrochen war. Jetzt flaute sie langsam ab.

„Und Sie“, fragte sie ein wenig spöttisch, „was hatten Sie so dekoriert?“

„Schneeflocken“, sagte er, „ganz dezente. Ich finde es so unglaublich, welche diversen Gitterstrukturen Schneekristalle wachsen lassen können…“

Sie ging nicht darauf ein. Die Leuchtmittelhersteller in Hongkong oder Chengdu befassten sich gewiss nicht mit solchen Strukturen, die bauten einfach im Akkord Sterne. Und zwar immer dieselben. Billige Lichterketten, vor denen der deutsche TÜV gewarnt hatte.

Nach der Untersuchung wiegte der Doktordoktor mit gerunzelter Stirn das Haupt.

„Keine guten Nachrichten“, sagte er. „Möchten Sie, dass ich Ihnen den weiteren Verlauf unter vier Augen darlege…? Al Bär, bitte!“

Al Bär stand gehorsam auf.

Sie hatte gar nicht gewusst, dass die beiden sich näher kannten. Und duzten.

Und dann verschlugen seine Ausführungen  ihr die Sprache.

Zufällig lag am nächsten Morgen der Prospekt eines nahegelegenen Seniorenstifts im Briefkasten.

„Cherie!“, sagte er empört.

„Zufall!“, sagte sie.

„Was der Doktor dir denn genau gesagt? Du warst ja gestern so still, da wollte ich nicht in dich dringen…“.

Sie brachte es nicht über sich, ihm die Wahrheit zu erzählen. Er hätte es nicht ertragen. Sie würde eine zweite Meinung einholen müssen. Sie hatte dem DoktorDoktor alle Symptome Al Bärs geschildert – das Vergessen von Zahlen, die Wortfindungsstörungen, die Rot-Grün-Blindheit, die Halluzinationen, was den rosa Elefanten anging, die Doppelsichtungen der Geweihe. Der Doktordoktor hatte angenommen, dass sie von sich selber sprach und hatte sie vor fortschreitender Demenz gewarnt. Er hatte sie eindringlich gebeten, sich schon jetzt um Hilfe zu bemühen, das Haus sturzsicher zu machen, eine Patientenverfügung zu unterschreiben, die Erbfolge zu regeln. Und eventuell einen Heimplatz zu buchen.

Sollte sie ihm davon erzählen?

Sie sah nachdenklich aus dem Fenster.

Al Bär hatte die Elektroinstallationen vor dem Haus immer noch nicht entfernt.

„Nur noch bis Silvester“, hatte er zwischen den Jahren gesagt. „Dann kommen sie weg, versprochen..“

„Aber vorher die Hauptsicherung ausstellen“, riet sie ihm.

Am ersten Tag des neuen Jahres brachte er ihr eine Patientenverfügung, die er aus dem Internet beschafft hatte.

„Wir müssen uns Gedanken machen, cherie“, sagte er.

Sie studierten die Texte gemeinsam, berieten sich lange.

„Unterschreib hier“, sagte er und platzierte seinen Zeigefinger auf dem Blatt.

„Wieso ich? Du doch!“

„Wer ist den hier gefährdet?“, sagte er. „Das bist doch du! Älter bist du auch!“

Plötzlich begriff sie alles.

Es ging hier nicht um ihn, um Al Bär. Es ging um sie!

„Aber du hast einen Herzschrittmacher“, dachte sie, aber sie sagte es nicht.

Plötzlich stieg der Zorn in ihr empor wie eine rote Flamme. Die ganze Nachbarschaft war sein Komplize! Die Männer, die draußen beim Installieren ihres heidnischen Elektroschmucks fachsimpelten.

Alle hatten sie mitgespielt!

Und am Ende auch der Doktordoktor. Hatten ihr einen rosa Elefanten vorgelogen. Plus Schneeflocken. Und wer-weiß-was-nicht-noch-alles…acht Rentiere und einen Augenarzt namens Winter, den es gar nicht gab, und den Mond!

„Morgen kommt das Weihnachtszug weg“, sagte sie und warf die Tür hinter sich zu.

„Aye, aye, Boss“, hörte sie ihn noch leise murmeln.

Am nächsten Morgen strömte Regen vom Himmel, aber sie blieb hart. Er stapfte schließlich in den Garten, um seine blauen – nicht etwa türkisen – Installationen abzubauen. Und sie ging in den Keller und öffnete den Elektrokasten. Tatsächlich, er hatte den Sicherungsschalter vorschriftsmäßig umgelegt. Ein leichter Druck ihres Zeigefingers genügte und er rutschte in seine vorherige Position zurück.

Der Doktordoktor war als erster zur Stelle, die anderen Nachbarn kamen nach und nach. Sie schauten entsetzt auf den schlanken Männerkörper im Gras, um den sich nasse bläuliche Lichterketten wanden wie apokalyptische Schlangen.

„Wasser leitet“, sagte Mager-Fürfelder.

„Der TÜV hatte vor chinesischen Ketten gewarnt“, sagte Schuster.

„Keine Gummisohlen“, sagte Hallhuber.

„Vier Birnchen waren defekt“, sagte Wollitzer.“Schon seit Tagen.“

„Und die Sicherung nicht ausgeschaltet“, sagte Rentschler.

„Stromschlag trifft Herzschrittmacher“, sagte Doktordoktor.

„Wir müssen den Bestatter rufen“, sagte sie.

***

  • Alquist: sieh nach bei Wikipedia. Die Short Story ist ein Beitrag zu unserem November-Monatsthema Gaslighting. Und ein kleines Dankeschön für unsere Gesprächsrunde.
In manchen Städten deutlich ausgedünnt…

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