Das Sachbuch des Monats April: Sorry I am late, I didn’t want to come

kleines seeungeheuer

Im Augenblick sind Sachbücher en vogue, die nach einem einfachen, aber erhellenden Prinzip vorgehen. Jemand stellt sich eine Frage, hat ein Problem, möchte wissen, was … Und schreibt dann über die Arbeit der Recherche ein Buch. Im Verlaufe seiner oder ihrer Nachforschungen sammelt die Forscherin oder der Forscher Expertise, indem er viele Experten zum Thema befragt. Nach diesem Prinzip habe ich soeben ein Buch über das kleine Glück der großen Dinge gelesen. Von Janice Kaplan – vielleicht berichte ich noch darüber. Oder auch das Opus von Isabel Bogdan, das da heißt Sachen machen. In diesem Buch hat sich die Bloggerin, Autorin und Übersetzerin vorgenommen, lauter Dinge zu tun, die sie noch nie getan hat. Und lässt uns einfach daran teilhaben.

Sorry I am late, I didn’t want to come

In Sorry I am late, I didn’t want to come von Jessica Pan beschreibt eine Londonerin, die sich selbst für introvertiert hält, ihre Erlebnisse während eines Jahres, in dem sie versucht hat, extrovertiert zu leben. Dies sagt sie selbst:

„It’s about the year I spent: talking to strangers, performing stand-up comedy, travelling solo, trying out improv, going on friend dates and doing a bunch of extrovert-y things. I interview brilliant people …(…)“. ..

Es ist hochinteressant, ihr dabei zu folgen – auch wenn man sich nicht zu den Introvertierten – oder gar zu den Shintrovertierten (= shy introverts) zählt.

Was solche Bücher so charmant macht, ist die Tatsache, dass sie naiv beginnen, um dann rasant aufzuholen. Eben wie im wirklichen Leben …

Eine von zweien oder dreien ist introvertiert, sagt die Forschung (*)

Sorry I am late, I didn’t want to come

Das ist die Entschuldigung, die Introvertierte auspacken, wenn sie zu spät zu Partys oder anderen gesellschaftlichen Events kommen. Was sie wirklich meinen, ist der zweite Teil des Satzes. Ihnen graut vor solchen Menschengruppen, sie fürchten sich. Sie sprechen lieber leise, sie können sich nur öffnen, wenn sie zu zweit sind, sie hassen öffentliche Auftritte, sie können sich exzellent konzentruieren, aber mögen keinen Small talk. Und so weiter, und so weiter – Sie kennen das.

Was aber einer jungen Frau widerfährt, wenn sie sich zwingt, sich zu exponieren, das müssen Sie nachlesen. Auf diese Weise erfährt man Dinge, die fürs eigene Leben bedeutsam sein können:

  • warum es gut und richtig ist, auf Reisen mit Fremden ins Gespräch zu kommen
  • wie man Geschwätz in interessante Gespräche überführt
  • wie schwer es ist, neue Freunde zu finden (die US Soziologie behauptet, die meisten Freunde habe man im Alter von 29, danach würden es immer weniger)
  • dass es in Beziehungen manchmal tatsächlich besser ist, wenn Qualität vor Quantität geht
  • dass der ständig steigende Konsum von Social Media in Wirklichkeit die Einsamkeitsgefühle befördert
  • dass es für Männer schwerer ist, neue Freundschaften zu schließen
  • to be continued
Spannend und erhellend…

Sorry I am late, I didn’t want to come

Natürlich ist die Autorin nicht wirklich eine Introvertierte, sondern sie nimmt nur deren Rolle an – nehme ich zumindest an. Wie sehr sie den Nerv der Zeit getroffen hat, lässt sich am Merchandising ablesen. Es gibt also schon t-Shirts wie diese:

bei Amazon für 19,95

oder Blanko Notizbücher mit deutschen oder englischem Aufdruck. Leider ist das Buch noch nicht übersetzt, ich nehme aber an, dass daran gearbeitet wird. Lesenswert – für Betroffene. Aber alle anderen können auch was lernen….

Nach neuester Gesetzeslage: Vorsicht! Rezensionen sind Werbung!

Wir sammeln alle besprochenen Sachbuchtitel auf einer Seite.

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