Das Telegramm
war früher wichtig. Ich weiß noch gut, wie ich mit einem Exfreund aus Italien Telegramme tauschte, weil die Post in den Siebzigern nicht verlässlich war. Man entwickelte eine Geheimsprache (H., weißt du noch?), damit Wörter eingespart werden konnten, weil jedes Wort extra zu bezahlen war. Leider bin ich im Augenblick nicht zu Hause an meinem Schreibtisch – sonst würde sich solch ein licht ockerfarbenes Papier mit den weißen Adressaufkleberstreifen abfotografieren… ist ja auch ein Dokument der Zeitgeschichte.
Zeitgeschichte machen Telegramme jetzt wieder, wie ich der SZ vom 27.9. entnommen habe und zwar am Golf.
Twitter mal wieder
Dort hat eine Twitter-Debatte (wer es noch nicht wusste, der weiß es jetzt: Saudiarabien zählt zu der twitterstärksten Nationen der Erde) über die Abschaffung des Vormundschaftsrechtes zu einer Telegramm-Aktion geführt, angeregt von der emeritierten Professorin Aziza al-Yousef. Tweets nämlich können von der Behörden ignoriert werden, papierne Telegramme an das Königshaus aber nicht.
Ein Telegramm in Saudiarabien muss nämlich sowohl von Absender (Ausweis) als auch vom Adressaten (Unterschrift) bestätigt werden. Da kann niemand von im Internet gefakten Absendern reden…
Das Vormundschaftsrecht in Saudiarabien
Und was ist nun das Vormundschaftsrecht? Das geht in etwa so: „Saudische Frauen brauchen zum Heiraten, zu Reisen ins In- und Ausland, zur Aufnahme eines Studiums oder einer beruflichen Tätigkeit die Erlaubnis des nächststehenden männlichen Verwandten oder später des Ehemanns“ (süddeutsche Zeitung, s.o.,S. 8).
Oft zugunsten weiblicher Petitionen (siehe Autofahren) entschieden wurde bisher nicht. Diesmal aber gibt es Hoffnung, sagt die Professorin, denn der UN-Menschenrechtsrat hat die Zusage der saudischen Regierung schon mehrfach erhalten, zuletzt 2013. Getan wurde genau
nichts.
Aber jetzt vielleicht! Wir drücken die Daumen!