Eigensinnig schreiben

Maria al Mana hat zu einer Blogparade aufgerufen, in der es um das eigensinnige Schreiben gehen soll. Nicht eben überraschend, denn Maria al Mana hat bereits zwei Bücher über dieses Thema veröffentlicht. Sie sind Bestandteile einer geplanten Trilogie zur Sache. Das erste davon haben wir als Sachbuch des Monats im Mai 2020 vorgestellt – Sie erinnern sich vielleicht. Auch das von ihr gegründete Unruhwerk wird sich mit dieser Blogparade befassen.

Eigensinnig schreiben?

Tun wir das nicht alle? Indem wir die Welt durch unsere eigenen Augen betrachten und mit unserem eigenen Hirn analysieren und mit unserem eigenen Vokabular beschreiben, verfahren wir eigensinnig.

Meine Memoirs

Eigensinnig? Hans Jochen Vogel (***)

fallen mir zuvorderst ein, wenn ich an besonders eigensinnige Texte denke. Diese kurzen Essays sind nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern nur für mich als Archiv und Erinnerungsstütze. Sie handeln von Menschen, die von uns gegangen sind – und das waren in den letzten Monaten schrecklicherweise ziemlich viele. In diesen Texten schreibe ich, was diese Menschen für mich bedeutet haben und damit wähle ich naturgemäß nur einen winzigen Anteil ihrer Persönlichkeit zur Beschreibung. Jeder Mensch hat so unendlich viel mehr Facetten als mir persönlich bekannt sind… deshalb könnte man diese Gedanken schon eigensinnig nennen. Verraten sie doch vermutlich genauso viel über mich wie über den Menschen, den ich da zu portraitieren versuche.

Wer hat uns im letzten Jahr verlassen müssen?

Natürlich handelt es sich in meinen Memoirs um Menschen, die in diesem Blog nicht genannt werden sollen. Aber es gibt doch auch viele öffentliche Menschen, derer wir eigensinnig gedenken, weil wir – vermutlich nur virtuell – etwas mit ihnen durchlebt haben – einen aufwühlenden Film vielleicht (Ruth Bader Ginsberg), eine beeindruckendes persönliches Zusammentreffen vielleicht (Hans Jochen Vogel), eine plötzliche Erkenntnis vielleicht (Christo), eine erregte Diskussion vielleicht (Diego Maradonna), eine charmantes oder unvergessliches Erlebnis vielleicht (Juliette Greco):

Menschen, die uns etwas bedeutet haben

Eigensinnig? Juliette Gréco (***)

Ja, das Memoir zwingt mich, mich einen Abend lang (und – ganz von selbst – noch weitere Tage), mich zu erinnern und dabei schöne und schreckliche Momente meines eigenen Lebens aufzurufen. Und ihnen nachzuspüren. Und liebevoll derer zu gedenken, ohne die diese Eindrücke, Stimmungen, Erlebnisse nicht zustande gekommen wären.

Auch das, so denke ich, ist eigensinniges Schreiben. Eigen und sinnig im Grunde der Wortentstehung von

Eigensinn.

Danke, Maria, für diesen Gedankenanstoß!

Wir sammeln alle unsere Beiträge, die mit dem Schreiben von Texten zu haben, auf einer Extra Seite.

Sie würden gerne schreiben? Ein Buch wäre Ihr Traum? Dann lesen Sie die amüsanten Nachrichten aus dem Literaturbetrieb in unserer Feldpost I .

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