Eine neue Blogparade im Oktober: KultBlick

Das Archäologische Museum Hamburg und Tanja Praske haben zu einer Blogparade aufgerufen: #KultBlick.

Folgende Fragen werden da angerissen:

Es geht also um viele – eher individuelle – Aspekte des Kulturgenusses. Was ist für mich wichtig?

Dreierlei.

1.

Kultur und Kunst nur zu rezipieren macht müde. Man kann zwar staunen, etwas erkennen, klüger werden, wenn man Kulturgüter – historische oder zeitgenössische – betrachtet, die in Museen oder auf grünen Wiesen auf angenehme Weise dargeboten werden. Meist ist dieser Effekt kurz und eindringlich, aber doch schnell wieder vergessen. Verräumt in die Regale in fernen Gehirnarealen und bei eher seltenen Gelegenheiten wieder aktiviert.

 

Ich meine, Kultur muss inspirieren, anregen, etwas auslösen

Nur wenn dies geschieht, fühle ich mich bereichert. Wenn ein Gedanke oder ein Ideenkeim aus dem Betrachteten überspringt, hat die Museumskunst oder die Ausstellungsmacherin ihr Ziel wirklich erreicht. Neue Gedankenwege müssen entstehen, erkannt und gegangen werden. Und am Ende dieses Weges sollte etwas Neues stehen. Etwas, das aus dieser Rezeption entstanden ist. Etwas, das vorher noch nicht da war.

Ein kleines Beispiel aus der Zeit, als mein Sohn noch klein war: Wir hatten das Picasso Museum in Ceret besucht und erklärt, wie wertvoll diese „merkwürdigen“ Bilder seien. Wieder zu Hause angelangt, begann das Kind zu malen. Unzählige Bilder voller Eifer. Sicher auch in dem Wunsch, so reich und berühmt wie Picasso zu werden. Aber eben auch, weil er dazu inspiriert worden war, für sich selbst zu malen. Kreativ zu sein. Darauf hat jeder Mensch ein Recht und auch eine Begabung dazu … und viele wissen es nicht einmal oder wagen es nicht, dieses Talent in sich ans Tageslicht zu holen.

2.

Man muss die Eindrücke auch konservieren. Man unternimmt so viel, man sieht so viel, man liest so viel, man verwirrt sich selbst im großen Angebot. Manchmal hat man einen Geistesblitz, von dem man schon gleich weiß, dass man ihn wieder verlieren wird, weil sich schon der nächste Gedanke aufdrängt.

 

Dann gilt es, aus dem eben Erfahrenen etwas Bleibendes zu machen.

Eis gilt, gleichsam einen roten Punkt auf das Erinnerungsregal, von dem ich oben gesprochen habe, zu kleben. Wenn man schon nicht den ganzen Gedanken festhalten kann, so doch den Ursprung des Ideenkeims. Dafür muss man eine Technik entwickeln, sonst verpuffen die Inspirationen, die Kulturgüter auslösen können.

Wie soll das gehen? Ich denke, da gibt es viele individuelle Lösungen. Ich kenne zum Beispiel Museums-Tagebücher, in die man sofort seine ersten Eindrücke einträgt. Oft liegen auch Bücher aus – man könnte seinen eigenen Eintrag flugs fotografieren. Ich habe stets ein kleines Büchlein dabei, mit Klebepunkten, in das ich sofort die Eintrittkarte klebe. Das sind dann Datum und Titel der Inspirationsquelle schon mal festgehalten. Und die Idee kommt auf die Seite gegenüber.

3.

Eine Präsentation ist auch immer ein prall gefüllter Korb von Angeboten. Alles, was die Augen sehen und haben wollen, kann man beim besten Willen nicht essen.

Am Ende den eigenen Kurator geben

Dann muss man auswählen, bewerten, abwägen. Ich zwinge mich immer am Ende einer Präsentation, eine Entscheidung zu treffen. Welches Bild, welche Skulptur, welche Rarität würde ich mit nach Hause nehmen, wenn Geld keine Rolle spielte? Und wenn ich – was ich natürlich nicht habe – unendlich viel Platz hätte? Das hilft ungemein beim Fokussieren. Und ist so manches Mal sehr, sehr schwierig. Aber man lernt sich selbst dabei ein wenig kennen… und das schadet ja auch nichts…

Fotos von oben nach unten:  Tanja Heffner, Filipe Almeida und Morgan Sessions, danke!

>hier gehts zur Zettelwirtschaft – dort gibt es auch unsere Cahiers (Büchlein) mit den Klebepunkten

 

 

 

 

6 responses

  1. Hallo Nessa,
    vielen herzlichen Dank für deinen Beitrag zu #KultBlick! Freut mich sehr, zu welcher Reflexion wir dich anregten. Die Erfahrung, die du mit deinem Sohnemann gemacht hast, hatte ich in ähnlicher Art mit Mini. Sie besuchte eine Klee-Ausstellung im Lenbachhaus und werkelte im Anschluss dort im Atelier. Als wir dann heim kamen, setzte sie sich sofort an den Tisch und fing an zu malen – „Mama, das mache ich jetzt aber nicht, weil ich dort heute war“ – „Nee, ist schon klar“ – Aneignungsprozesse von Kultur.

    Herzlich,
    Tanja

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