Anlässlich des Todes von Regisseur Percy Adlon habe ich „Out of Rosenheim“ nach langen Jahren wieder gesehen. Ich muss schon sagen: In diesem Film ist so vieles gelungen, dass ich mich darüber austauschen möchte. Dass ein 1987 gedrehter Film mich heute, 37 Jahre später, noch so erreicht, spricht für sich, finde ich. Natürlich hat dieser Film viele Auszeichnungen erhalten; sein Inhalt ist bei Wikipedia ausführlich wiedergegeben für diejenigen, die ihre Erinnerung auffrischen wollen.
Er enthält einfach vieles, das man braucht, wenn man eine spritzige Komödie auftischen will. Ins Rezept gehören sicher
- zwei sympathische Gegenspieler, die unverwechselbar unterschiedlich sind: dick und dünn, humorvoll und humorlos, gut und böse, etc. Hier mit der Schwarzen Brenda und der biederen Bayerin Jasmin (der Name hat mich ein bisschen gestört- ich wusste nicht, worauf er anspielt)
- die eine deutlich Entwicklung nehmen: von verärgert zu besinnlich, von ängstlich zu mutig, von böse zu nett
- Gesichter, die sprechen können
- Klischees: alternder Cowboy, sexy „Schlampe“, melancholischer Sohn, vergnügungssüchtiges Töchterlein
- eine eindruckvolle Landschaft: Wüste, blaue Berge, etc
- eine assoziationsreiche Location: alte Tankstelle
- ein assoziationreicher Name: Bagdad Café. Wer bei Bagdad nicht an Märchenhaftes und eine Fata Morgana denkt, hat nicht gelebt
- ein neuer filmischer Einfall: man sieht die Vorurteile in den Köpfen kurz als Filmausschnitt
- wilde Kostüme: Lederhose
- Kitsch: Sonnenuntergang, Rose
- menschliche running gags: die Tätowiererin, der Musikjunge, das Baby, der Backpacker, Hollywood
- eine love story
- ein bisschen ungewohnte Nackigkeit: Sägebrecht als Malermuse
- ein bisschen Show-Elemente: Tanz, Zauber und Songs und it’s not tragic, it’s magic (oder so ähnlich)
- ein bisschen Herz-Schmerz: Abschied, Kummer des Klavierspielers, Brendas Verzweiflung, die Liebe ihres Mannes
- ein bisschen Hippie-eskes: Töchterlein und Trucker
- ein Baby und ein mütterlicher Busen
- verballhornter Titel: Out of Rosenheim (Denglisch at its best)
- ach, ich könnte grad so weitermachen!
Kurz: es hat mich sehr angerührt. Dankbarkeit gegenüber Marianne Sägebrecht ist angebracht. Familienzusammehalt kann auch auf unübliche Weise entstehen… Einsamkeit auf solche Weise gelindert werden. Ruhe sanft, Percy Adlon! Du hast die Welt bereichert, danke dafür.
Humor? Was ist das? Wir sammeln alles dazu auf einer Extra Seite. Mal nachsehen?
Wir werden sie vermissen: Unsere Heroes und Sheroes! Wir sammeln ein paar wenige Nachrufe auf einer Seite. Es gäbe noch viele andere, aber niemals reichen Platz und Zeit für alle…leider!
Alle unsere Rezensionen auf einer Seite nachlesen? Geht, ja.
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