Trost für Maren

Ein Beitrag von Hannelore M., danke!

So ähnlich sieht meine Cousine Maren (*Name geändert) aus. Eigentlich ist sie ein fröhlicher positiver Mensch, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt.

Maren, bis vor kurzem noch so fröhlich (*)

Sie lebt in einer Kleinstadt in Norddeutschland mit Mann, Kindern, Hund, Haus und Garten. Sie engagiert sich ehrenamtlich in ihrer Gemeinde und ist, jedenfalls dachte ich das immer, gut vernetzt.

Als ich mit ihr telefoniert habe, ist mir gleich aufgefallen, dass ihre Stimme anders klingt. Sie hat sich auch nicht lange fragen lassen, sondern gleich erzählt, dass ihr Herz zutiefst betrübt ist: Man hat bei ihrem Sohn eine schwere Krankheit diagnostiziert, die zwar geheilt werden kann, aber lange Zeit dafür brauchen wird. Seitdem sie davon wisse, komme sie nicht mehr richtig zur Ruhe. Zwar habe sie das Hadern mit dem Schicksal aufgehört, habe aber dennoch ständig das Gefühl, irgendetwas tun zu müssen, um ihrem Sohn zu helfen.

Ich wusste gar nicht, was antworten. In so einer Situation fehlen einem tatsächlich die Worte. Alles klingt banal und unpassend, entweder zu leicht oder zu schwer. Man möchte seinem Mitgefühl Ausdruck verleihen, aber man stellt fest, dass es dafür kaum – mentale oder tatsächliche – Vorlagen gibt. Ja, sagt Maren, das gehe anderen Menschen wohl auch so… sie habe beim Einkaufen das schreckliche Gefühl, man gehe ihr aus dem Weg. Sicher nicht, weil man sie nicht mehr möge. Sondern eher aus dem seltsamen Gefühl, dass Unglück ansteckend sein könnte… und jeder Scherz unangebracht.

Blumen schicken? Essen vorbeibringen? Ein Buch schenken? Ein offenes Ohr anbieten? Alles, alles greift zu kurz, lässt sich nicht umsetzen, ist vielleicht nicht das Richtige. Schließlich habe ich beim Autorenexpress die 4Jahreszeiten für sie bestellt. Das sind 4 Büchlein, die fein in handgeschöpftes Papier eingewickelt sind. Auf dem Einband finden sich vorne auf der Klappe ein paar persönliche Worte für Maren, von Hand eingetragen, und auf der Rückseite Grüße von mir.

Drinnen sind Gedichte zur Saison, von den großen Poeten und Poetinnen, die wir alle kennen: Fontane, Eichendorf, Goethe, usw. Gedichte also, die vom Frühling, Sommer, Herbst und Winter handeln – weil ich weiß, dass Marens schwere Zeit so lange andauern werden wird, wenn nicht noch länger. Ich stelle mir vor, dass die Natur – oder deren lyrische Betrachtung – vielleicht ein wenig Frieden in die aufgeraute Seele bringen kann.

Nun bin ich selbst zufrieden: Ich habe etwas getan, um mein Mitgefühl zu zeigen. Etwas, das man in die Hand nehmen kann. Etwas, das von Dauer ist. Etwas, das auch ein Stück von mir enthält – ich liebe nämlich Gedichte, habe sie immer geliebt. Ich weiß, dass Maren sich erst wundern und dann freuen wird, wenn sie den gelben Postumschlag erhält, aus dem lauter bezaubernde Sommergedichte in ihren Schoß fallen werden.

Und was das Allerbeste ist: Im Herbst, im September, kommt wieder ein solcher Umschlag. So weiß sie doch, dass ich an sie denke, auch wenn ich vergessen sollte anzurufen.

Die Natur ist schön? Dann rasch hin zu unseren 4 Jahreszeiten!

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