Was bedeuten dir Kinder- und Jugendbücher heute noch? Wir fragen unsere Frauen-Runde

Wir haben uns wieder getroffen – virtuell natürlich. Und uns – und die Männerrunde – mit der Frage beschäftigt, was uns Kinder- und Jugendbücher heute noch bedeuten.

Nessa fragt:

Ihr Lieben,
manches, was man gelesen hat, vergisst man ein Leben lang nicht (vieles aber schon!). Gibt es ein Bilder-, Kinder- oder Jugendbuch, das euch damals so sehr beeindruckt hat, das ihr auch als Erwachsene gelegentlich daran denkt?
Wie hieß es und was war daran so bewegend?

Ich wünsche euch einen schönen Augustanfang.
Nessa

Was bedeuten dir Kinder- und Jugendbücher heute noch? Anne aus Erlangen:

Ich bin Anne, Mathematikerin und Lebenskünstlerin aus Passion mit einem Technikfaible und ewiger, grenzenloser Neugierde.

Anne sagt:

Deine August Frage ist wiedermal wunderbar !
Eine gute Erinnerung hab ich an 
Das Eselchen GriselaTino, ein Waisenjunge und das hübsche und intelligente Eselchen Grisella aus Elba verbindet über alle Widrigkeiten eine tiefe Freundschaft.Sie bleiben immer zusammen auch auf Reisen um die halbe Welt.
Ich glaube,  dieses Buch muss ich nochmal lesen.  Es enthielt alle Themen,  die mir immer wichtig bleiben sollten:
Freundschaft,  Treue,  grosse Reisen, Intelligenz und last not least : Esel.Einen Esel zu besitzen ist immer noch ein Wunschtraum von mir….

Wilhelm Busch hab ich auch gelesen: die fromme Helene,  schrecklich fand ich sie, die Bigotte!Max und Moritz natürlich x Mal gelesen!


Was bedeuten dir Kinder- und Jugendbücher heute noch? Barbara aus Fürth:

Barbara sagt:

Ich heiße Barbara und bin nach der Juristerei auf die Kunst gekommen. Eine Kunst, die zum Nachdenken und Loslassen anregen soll und die ich mit Leidenschaft betreibe.

Liebe Nessa, bei deiner Frage nach einem sehr beeindruckenden Bilder- , Kinder-, oder Jugendbuch in meinen früheren  Zeiten  fallen mir viele  beindruckende Bücher ein. An viele denke ich noch heute und immer wieder. „Pippi Langstrumpf“, „Die kleine Hexe“, „Die verlorenene Ente“,“Die Himmelswerkstatt „….   Immer wieder fällt mir dann “ Das Zauberbett“ein. Es hat mich mit den Kindern des Buches damals wie heute durch Drehen eines Knopfes an einem  Eisenbett in die Südsee getragen. Eine exotische Welt mit vielen Abenteuern inmitten der Tristesse der Kindheit öffnete sich mir.  Seitdem stand mein Entschluss fest, nicht nur im Traum dorthin zu reisen. Mal schaun, wann es in Wirklichkeit klappt.  


Was bedeuten dir Kinder- und Jugendbücher heute noch? Heike aus Köln:

Na, das ist ja mal ’ne Frage: Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, die mich durch meinen Alltag begleiten – auch 50 Jahre danach noch. Oder 40, wenn es  Teenie-Bücher waren.

Kunterbunter Schabernack – da konnte ich aus jeweils drei Teilen der Figuren neue zusammensetzten. Jede begann mit „Hier ist zu sehen und zu lesen, was … sind für Wesen. Astronaut mit Maus und Balletttänzerin zu kombinieren –  das hat was.

Kalle Blomquist – da gibt es eine Szene im dritten Band, in der Kalle darüber sinniert, wie es wohl wäre, wenn er und Anders und Eva-Lotte und alle anderen nur Figuren in einem Buch wären. Das konnte ich sehr gut nachvollziehen.

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo – mir sind da gar nicht so sehr die schrecklichen Szenen im Kopf geblieben, eher so die Nachdenkereien über Hosenmode – karierte Kinderhosen vs. Jeans. Und die Begeisterung über witzige Comiczeichnungen, so richtig en détail betrachtet.

Ich hab sogar im letzten Jahr mal einen Blogbeitrag geschrieben, in dem es darum geht, wie alte Titel auf einmal im Alltag auftauchen – eine Tätigkeit, ein Geruch, und schwupps, bin ich in der alten Geschichte: https://www.koelner-leselust.de/woelfe-ums-schloss-von-joan-aiken/

Was bedeuten dir Kinder- und Jugendbücher heute noch? Eva aus Mönchengladbach:

Ich bin Eva und habe einst Jura studiert und schreibe heute für Brot und die Kunst. Damit verhelfe ich Anwaltskanzleien zu erfolgreichem Marketing und meinen Blog- und Buchleserinnen hoffentlich zu dem einen oder andern Aha-Erlebnis.

Bei mir poppen immer wieder Sprüche aus den Bildergeschichten von Wilhelm Busch auf, weil er so vielen alltäglichen Situationen Gesicht und Stimme verliehen hat, dass sie immer wieder passen. Neben Max und Moritz ist das bei die Geschichte von Plisch und Plum, den beiden unerzogenen Hunden, die der böse Nachbar Schlich ertränken will, die am Ende aber ihren neuen Eigentümern Geld und Ehre und dem Nachbarn viel Neid einbringen. Etwa der Satz  über Schlichs Schadenfreude:

„Wer sich freut, wenn wer betrübt,

Macht sich meistens unbeliebt.“

Oder die Beschreibung des reichen Touristen Pief:

„Warum soll ich nicht beim Gehen“

– Sprach er – „in die Ferne sehen?

Schön ist es auch anderswo, und hier bin ich sowieso.“

Oder Papa Fittigs Reaktion, als er am Ende das Geld für die Hunde bekommt:

„Er fühlt sich wie neugestärkt,

als er so viel Geld bemerkt.“  

Was ist Corona für dich? Nessa aus Böblingen:

Meine absoluten Lieblingsbücher waren die von Astrid Lindgren. Ich sehe mich noch am Weihnachtsabend im Sessel hocken und den neuesten Band der Kinder aus Bullerbü verschlingen. Als dann ein Heiligabend kam, an dem es keinen Band davon mehr gab (weil ich schon alle hatte) war ich tagelang tief betrübt. Was ich so mochte, war die Tatsache, dass diese paar Kinder, die auf drei einsamen Höfen leben, sich immer ihre Unterhaltung selbst besorgt haben. Ich wuchs ebenfalls sehr abgelegen auf und wollte deshalb zusammen mit meinem Bruder, meinem einzigen Spielgefährten, alle diese Dinge nachspielen: einen Schatz vergraben, einen Faun mit Flöte spielen, Kirschen an Autofahrer verkaufen, einen Limonadenshop aufbauen…ach, ich weiß vieles noch ganz genau.

Was zur Attraktivität dieser Bücher beitrug war, dass sicher (fast) jedes Kind einen Charakter fand, mit dem es sich identifizieren konnte. Und dass die Zeichnungen darin so entzückend waren…

Abgelöst wurden diese Grundschulkinder dann von Kalle Blomquist, dem Meisterdetektiv (den auch Heike erwähnt hat). Auch diese Bücher fand ich toll und spannend, aber so wie Kalle sein wollte ich nie. Der war mir zu mutig. Sich mit echten Gangstern anzulegen, das hätte ich nicht gekonnt. Es gab bei uns auch gar keine…

Vielen Dank für eure Antworten, ihr Lieben.

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