Nicht nur unter Corona haben wir erkannt, wie wichtig persönliche Unterhaltungen zu einzelnen Themen sind. Weil es aber physisch nicht immer geht, müssen wir uns online unterhalten, so zum Beispiel per eMail.
Wir wollen ab jetzt ab und an kurze Statements veröffentlichen, die uns unsere Leserinnen und Leser spenden. Wir fragen, sie antworten spontan. (Nicht unähnlich der Runde, die uns schon zum Thema Sinnlich sein oder werden ihre Ansichten spenden (zu finden unter den Frivolini).) Es geht nicht um Tiefschürfendes, sondern um ein paar Sätze, die uns verraten, wie jemand über eine gewisse Sache denkt.
Wir haben uns wieder getroffen – virtuell natürlich. Und uns – und die Männerrunde – mit folgender Frage beschäftigt:
Welches Buch liest du gerade? Warum würdest du es empfehlen? Oder eher nicht?
Hier ist Barbara aus Fürth:
Barbara sagt:
Ich heiße Barbara und bin nach der Juristerei auf die Kunst gekommen. Eine Kunst, die zum Nachdenken und Loslassen anregen soll und die ich mit Leidenschaft betreibe.
Liebe Nessa,
ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die mehrere Bücher gleichzeitig liest.
Von meinem Gefühlszustand hängt es oft ab, zu welchem Buch ich greife.
Empfehlen möchte ich das Buch von Claudia Kemfert “ Schockwellen“.
Claudia Kemfert beschäftigt sich wissenschaftlich seit vielen Jahren mit den wirtschaftlichen Folgen von Klimaschutz und Klimawandel.
Claudia Kemfert beschreibt spannend und detailreich – ausgehend von der Meldung des russischen Angriffs auf die Ukraine – die bisherige Verhinderung einer Energiewende. Entgegen den Warnungen der Wissenschaft sorgten danach Lobbygruppen,Konzerne und Politik strategisch für eine Blockade der Energiewende.Spannend die Ausführungen beispielweise zu den Kosten einer Energiewende, zu einer angeblichen Deindustrialisierung und zu den wieder aufkommenden Forderungen, in die Atomkraft erneut einzusteigen.
Und ein zweites Buch empfehle ich: “ Der Trost der Schönheit“ von Gabriele von Armin.
„Denn wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume“.
Ein wunderbarer Satz gleich am Anfang des Buches,der neugierig werden lässt, wie der Trost der Schönheit denn aussehen mag.
Und es gibt unzählige Antworten!
Viele Grüße
Barbara
Hier ist Anika aus Radbruch:
Welches Buch liest du gerade? Warum würdest du es empfehlen? Oder eher nicht?
Ich bin Anika. Schreiben war schon immer mein Ding. Schon in der Grundschule hatte ich Brieffreundschaften, später sogar weltweit. Und heute bekomme ich als freie Journalistin sogar Geld dafür. Außerdem bin ich Briefe-mit-dem-Füller-Schreiberin, Postkarten-Liebhaberin, in meinem Wohnzimmer steht eine antike Schreibmaschine zur Deko und auf meinem Herzen habe ich viele Tintenflecken.
Liebe Nessa,
Liebe Nessa,
ich habe vorgestern abends im Bett ein neues Buch begonnen: Elternabend von Sebastian Fitzek. Klingt nach Thriller – ist aber keiner. Das habe ich direkt beim ersten Kapitel gemerkt. Warum? Ich hatte schon Sorge, dass mein Mann aufwacht, weil die Matratze von meinem unterdrückten Lachen bebte. Am nächsten Tag hatte ich ständig Kopfkino:
Da klaut ein Typ einen teuren SUV, als eine Frau auf das Auto zusteuert und es zertrümmert. Sie schlägt die Spiegel ab, zerbeult die Motorhaube und zertrümmert die Scheibn. Den Typen im Auto nimmt sie erst nicht wahr. Ihm wird mulmig. Und noch mulmiger wird es ihm, als er in den Rückspiegel schaut: Da kommt eine Horde Kids mit Schildern auf ihn zu. Darauf stehen die typischen Parolen von „Fridays for future“. Die Klimaaktivisten mit den UHU-Resten an den Fingern steuern auf den SUV zu und beschimpfen ihn als Umweltsünder. Die „Keulen-Wilma“, die auf das Auto eingedroschen hat, hält inne. Von vorne rückt die Polizei an. Irgendwie war es eine saublöde Entscheidung, genau DIESES Auto zu klauen.
Ein großartiger Beginn! Ich freue mich auf den Roman.
Hier ist Ines aus Böblingen:
Welches Buch liest du gerade? Warum würdest du es empfehlen? Oder eher nicht?
Mit 18 Jahren war ich in der Stuttgarter Kunstakademie, seither bin ich das, was man Freischaffende Künstlerin nennt mit Schwerpunktthema „Mensch“. Froh bin ich über Literatur und glücklich, wenn ich ein schönes Buch in Händen halte.
Eben habe ich zu Ende gelesen: Ist die Erde hart von Malla Nunn
Dieser Roman spielt 1965 in Swasiland in einer christlich geführten Internatsschule im Busch. Und zwar nur für „Mischlingskinder“. Der Alltag dort wird geprägt von schlechtem Essen, Demütigung und Züchtigung seitens der Lehrerinnen und Mobbing unter den Schülerinnen, nicht zuletzt wegen der Hautfarbe, also je heller desto besser…
Wirklich hell leuchtet aber im Laufe des Textes der Beginn einer Freundschaft zweier Mädchen, die sich erst zusammenfinden müssen, sich aber immer mehr schätzen lernen, nicht zuletzt wegen höchst gefährlicher Ereignisse und Begegnungen, die sie gemeinsam meistern. Das Buch hat Wurzeln in der Familiengeschichte der Autorin. Sie hat den Titel gewählt, weil das Lieblingssprichwort ihre Mutter so lautete: Ist die Erde hart, tanzen die Frauen.
Ich möchte es sehr empfehlen, weil es nicht nur spannend ist, sondern auf ganz eigene Art einen Blick auf die Apartheidsgeschichte wirft. Und das ist – leider – nicht nur historisch relevant. Bei dieser Februarfrage kommt mir in den Sinn, ob wir in dieser Runde nicht ein Sparte mit Buchbesprechungen einrichten könnten, in der unregelmäßige Bücherempfehlungen von uns stehen könnten.
Grüße vom Bücherwurm
Ines
Hier ist Daniela aus Düsseldorf:
Welches Buch liest du gerade? Warum würdest du es empfehlen? Oder eher nicht?
Ich bin Daniela aus Düsseldorf, kann ortsunabhängig arbeiten und reise gern in mein Lieblingsland Spanien!
Liebe Nessa,
Ich lese keine Bücher mehr, ich höre sie. Damit bin ich flexibler und kann unterwegs, bei der Hausarbeit usw. meinem Hobby nachgehen. Und es schont meinen Äugen, die schnell angestrengt sind.
Aktuell höre ich „Achtsam morden im hier und jetzt“ von Karsten Dusse.
Sehr amüsant, vor allem wenn man die ersten drei Bücher, die in sich angeschlossen sind, schon gehört hat. Seichte Kost und etwas abgedreht. Ich empfehle es, weil es anders ist und mit einer Prise schwarzem Humor.
Mit besten Grüßen
Daniela Cremer
Hier ist Lea aus Aachen:
Welches Buch liest du gerade? Warum würdest du es empfehlen? Oder eher nicht?
Ich bin Lea, Altruistin, Misanthropin, halb freiberufliche Texterin und Übersetzerin für Leichte Sprache, halb Geschäftsführerin eines gemeinnützigen Vereins, ohne menschlichen Anhang, dafür wunderbar fest verbunden mit dem unglaublichsten Profiplüschtier der Welt, meiner Blindenführhündin Arzu.
Liebe Nessa,
gerade erwischst Du mich zwischen zwei Büchern, daher erzähle ich mal
von dem, das ich gerade zuende gelesen bzw. gehört habe. Ich habe ein
Audible-Abo und daher Zugriff auf jede Menge Hörbücher, manchmal gibt es
im Abo enthaltene Freebies. So kam ich zu „Bevor es zu spät ist“ aus der
Feder unseres geschätzten Gesundheitsministers Karl Lauterbach. Das Buch
ist ein flammendes Plädoyer dafür, dass die Politik mehr auf die
Wissenschaft hören bzw. wissenschaftliche Erkenntnisse zu ihrer
wesentlichen Grundlage machen muss. Er illustriert das am Beispiel der
Pandemie und schildert eindrücklich die Auswirkungen der Klimakrise, mit
der die Politik auch viel wissenschafts- und evidenzbasierter umgehen
müsste. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass er selbst sich an all
diese klugen Worte halten möge und mehr seiner Kolleg*innen dies auch
endlich spürbarer tun. Das Buch ist auf jeden Fall eine gute
Bestandsaufnahme und benennt Vieles, das im Argen liegt. Geschrieben hat
er es, weil seine Kinder bei Fridays for Future aktiv sind und ihm in
Sachen Klima die Augen geöffnet haben, was er auch deutlich so benennt.
Für Leute wie mich, die kaum fiktionale Belletristik sondern eigentlich
nur politische und wissenschaftliche Sachbücher lesen, ist dieses Buch
eine Bereicherung.
liebe Grüße, Lea
Hier ist Nessa aus Böblingen:
Welches Buch liest du gerade? Warum würdest du es empfehlen? Oder eher nicht?
Mich kennen Sie natürlich. Ich bin Nessa Altura, die Betreiberin dieses Blogs. Und ich bin diejenige, die hier die Fragen stellt.
Ich habe ein schmales Bändchen zum Geburtstag geschenkt bekommen: Das Papierhaus. Von Carlos Maria Dominguez. Erschienen im altrenommierten InselVerlag.
Es ist eine kleine, sehr poetische Erzählung von Büchern, der Liebe zu ihnen, der Sammelleidenschaft und auch der Pflicht, die Fülle irgendwie zu organisieren. All diese wohlvertrauten Gefühle gegossen in eine kurze Kriminalstory (ohne das geht offenbar heutztage gar nichts) oder Schnitzeljagd durchs exotisch-fremde Ambiente.
Es beschreibt sehr gut die Urängste aller Buch-Liebhaber, eines Tages von ihren Schätzen aufgefressen zu werden. Und es wandelt so herrlich südamerikanisch auf der Wasserlinie zwischen Meer und Himmel, die ja auch im wirklichen Leben manchmal ganz verschwimmt…
Ich stelle mir das Strandhaus am schäumenden Atlantik vor und erschaure. Und die Emily-Dickinson-Zutat wird schönst vorbereitet, aber letztendlich doch nicht erklärt… so isses eben: Manches muss man einfach hinnehmen!
Manches muss man einfach hinnehmen: Das charakterisiert sehr gut die Haltung von Maximiliane Quindt, der Heldin der Poenichen-Trilogie von Christiane Brückner, die ich ebenfalls in diesen Tagen (wieder-)gelesen habe. Und wieder hat mir der lakonische, von Sentimentalitäten ganz befreite Text gefallen, der mit sanfter, seinen Figuren zugeneigter Ironie beschreibt, wie es in Deutschland vor, während und nach dem Kriege zuging. Es ist die Trilogie von Heimatverlust, Vertrieben-Sein und und Wieder-Irgendwo-Ankommen, die Kriege hervorrufen und mit denen der Mensch auf unterschiedliche Weise umgehen kann. Gerade jetzt, wo die Kämpfe in Nah-Ost und in der Ukraine so viele auf die Flucht zwingen, fragt man sich, wie solche Schicksale bewältigt werden. Können. Und da ist die deutsche Geschichte wahrlich eine Fundgrube.
Habt alle Dank für eure Beiträge. Mögen sie inspirierend wirken auf alle, die allabendlich zu Büchern greifen…
Sie mögen unsere Runde? Dann folgen Sie ihr! Alle bisherigen Beiträge unserer Runde können Sie auf einer Seite nachlesen. Und wie wärs, wenn Sie mitmachten?
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