Nicht nur unter Corona haben wir erkannt, wie wichtig persönliche Unterhaltungen zu einzelnen Themen sind. Weil es aber physisch nicht immer geht, müssen wir uns online unterhalten, so zum Beispiel per eMail.
Wir wollen ab jetzt ab und an kurze Statements veröffentlichen, die uns unsere Leserinnen und Leser spenden. Wir fragen, sie antworten spontan. (Nicht unähnlich der Runde, die uns schon zum Thema Sinnlich sein oder werden ihre Ansichten spenden (zu finden unter den Frivolini).) Es geht nicht um Tiefschürfendes, sondern um ein paar Sätze, die uns verraten, wie jemand über eine gewisse Sache denkt.
Wir haben uns wieder getroffen – virtuell natürlich. Und uns – und die Männerrunde – mit folgender Frage beschäftigt:
Wir alle haben sicher Kindheitserinnerungen an Weihnachten oder auch an den Nikolaus. Ich weiß noch genau, wie…
Ich bin Anne, Mathematikerin und Lebenskünstlerin aus Passion mit einem Technikfaible und ewiger, grenzenloser Neugierde.
Anne sagt:
Genau weiss ich noch, dass ich bestimmt bis ich sechs Jahre alt war, an Nikolaus und Christkind geglaubt habe. Jedes Jahr kam ein lebensechter Nikolaus am 6. Dezember zu uns. Etwas Angst hatte ich schon vor ihm. Er las jedes Mal von einem Zettel vor, was ich alles angestellt hatte. Trotzdem bekam ich Geschenke. Und einmal brachte er mir einen total modernen grossen, grünen Hulahoop Reifen mit einem weissen Streifen. Ich übte solange, bis ich den Reifen gut in der Taille balancieren konnte.Es war einfach totschick. Ultra. Unvergessen.
Viele liebe Grüße zum Advent von Anne
PS Das muss 1957 oder 1958 gewesen sein.
Wir alle haben sicher Kindheitserinnerungen an Weihnachten oder auch an den Nikolaus. Ich weiß noch genau, wie…
Mit 18 Jahren war ich in der Stuttgarter Kunstakademie, seither bin ich das, was man Freischaffende Künstlerin nennt mit Schwerpunktthema „Mensch“. Froh bin ich über Literatur und glücklich, wenn ich ein schönes Buch in Händen halte.
Ich weiß noch genau, wie eilig es meine Eltern abends hatten, mich ins Bett zu bringen in der Adventszeit in dem Jahr, als sie es sich vorgenommen hatten, ein Geschenk zu basteln.
Durch die Wand hörte ich sie lachen und schimpfen abwechselnd, sich ermahnend, leise zu sein. Ab und zu fiel etwas herunter, einmal hörte ich es sogar leise plätschern, danach ein kurzes Fluchen – und das von meinem Vater! Nicht seine Art. Mein Herumrätseln führte zu keinem Ergebnis und so war ich dann bei der Bescherung wirklich überrascht, als ich die Puppenstube sah. Zwei Zimmer, selbsttapeziert und eingerichtet, darüber die Dachterrasse mit einer Hollywoodschaukel, einem Möbel, das damals von mir ersehnt wurde. Das Badezimmer mit fließendem Wasser war wohl das Objekt, das meinem
Vater den Fluch entlockt hatte, aber schließlich wurde doch alles funktionstüchtig. Das Bad war wichtig, denn nach so einem sehnten wir uns damals alle, unsere Wohnung hatte noch keins.
Vor Heiligabend setzten mich meine Eltern im Wohnzimmer auf einen Stuhl in Richtung der Fenster.
Ich sollte nämlich nicht sehen, wie sie den Baum schmückten. Der einzige (Kohle)-Ofen in der Wohnung befand sich im Wohnzimmer, darum sollte ich lieber nicht in meinem kalten Zimmerchen spielen.
Und ich saß mäuschenstill da, sooo brav, daß es dann doch irgendwann auffiel…und erkannt wurde, daß ich in der Spiegelung der Fenster gebannt meinen Eltern beim Baumschmücken zusah.
Fröhliche Weihnachtsgrüße
Ines
Wir alle haben sicher Kindheitserinnerungen an Weihnachten oder auch an den Nikolaus. Ich weiß noch genau, wie…
Barbara sagt:
Ich heiße Barbara und bin nach der Juristerei auf die Kunst gekommen. Eine Kunst, die zum Nachdenken und Loslassen anregen soll und die ich mit Leidenschaft betreibe.
Ich kann dieses Mal nicht teilnehmen,
Liebe Grüße
Barbara
Wir alle haben sicher Kindheitserinnerungen an Weihnachten oder auch an den Nikolaus. Ich weiß noch genau, wie…
Ich bin Lea, Altruistin, Misanthropin, halb freiberufliche Texterin und Übersetzerin für Leichte Sprache, halb Geschäftsführerin eines gemeinnützigen Vereins, ohne menschlichen Anhang, dafür wunderbar fest verbunden mit dem unglaublichsten Profiplüschtier der Welt, meiner Blindenführhündin Arzu.
Liebe Nessa,
ich komme mir schon ganz komisch vor, weil meine Antworten immer so
einen negativen Unterton haben, aber auch diesmal geht es nicht anders,
Du willst ja eine spontane Antwort 😉
Ich weiß noch genau, wie ambivalent und unlogisch ich Weihnachten schon
als Kind fand. Einerseits versuchten meine Eltern, meiner Schwester und
mir den klassischen Heiligabend zu inszenieren, also mit nicht ins
Bescherungszimmer dürfen, bis ein Glöckchen klingelt etc., aber
unterschwellig war dabei immer eine gereizte Anspannung spürbar. Meine
Eltern zickten sich gegenseitig an, die Großeltern, die sich gegenseitig
nicht leiden konnten, mussten koordiniert werden und besinnliche
Stimmung kam dadurch nie wirklich auf. Mir kam es vor wie eine große
Show ohne viel dahinter. In die Kirche ging man nicht aus Überzeugung
sondern nur, weil man das halt so machte und die Anderen sonst
vielleicht schief geguckt hätten, Weihnachtslieder sang man, damit die
Erwachsenen zufrieden waren, Geschenke waren zwar super, aber natürlich
bekamen wir auch mit, wie unsere Eltern ihre gegenseitigen
Beschenkungsversuche abwertend und genervt kommentierten. Naja, mein
Vater freute sich immer ehrlich, auch über Socken und Unterhosen, oder
er konnte gut Schauspielern. Meine Mutter freute sich nie sondern war
eigentlich immer beleidigt, egal ob über Parfüm oder Dessous, alles war
falsch und wurde auch so gebrandmarkt. Natürlich bekommen Kinder das
mit. Ich mag Weihnachten bis heute nicht und verabscheue dieses ganze
Theater. Erst, seit meine Schwester und ich lange genug erwachsen sind,
um mit unseren Eltern einfach ohne weihnachtliches Gedöns einen netten
und lustigen Abend zu verbringen, und niemand sich mehr zum Inszenieren
irgendeiner heilen Welt verpflichtet fühlt, finde ich das kernfamiliäre
Treffen am Heiligabend in Ordnung.
liebe Grüße
Lea
Wir alle haben sicher Kindheitserinnerungen an Weihnachten oder auch an den Nikolaus. Ich weiß noch genau, wie…
Mich kennen Sie natürlich. Ich bin Nessa Altura, die Betreiberin dieses Blogs. Und ich bin diejenige, die hier die Fragen stellt.
Als meine Kinder noch klein waren, ging ihr Vater immer an Heilig Abend mit ihnen um die Seen, alle dick eingemummelt und nicht besonders begeistert. Ich blieb daheim, um die Geschenke um den Weihnachtsbaum herum zu dekorieren. Ich würde dann – sobald es dunkel war und ich fertig mit meiner Arbeit – draußen die Kerzen anzünden und sie wüssten, dass sie nun nach Hause kommen konnten.
Mein Sohn wollte immer gerne etwas verkaufen. Deshalb hatte ich beim Schreiner einen Kiosk aus Holz und mit gestreifter Markise! machen lassen, damit der auch bei Straßen- und Schulfesten zum Einsatz kommen konnte. Das Ding war raffiniert zum Zusammenstecken und ganz schön schwer. Gerade erst angekommen, also noch nie von mir aufgebaut worden.
Jetzt sollte es schnell gehen. Immer, wenn ich die eine Seite zusammengesteckt hatte und das Dach hinaufgehievt, klappte das andere Ende zusammen und die Markise fiel herunter. Ich schwitzte und schnaufte und fluchte und lief wie ein Derwisch um das Wackelgestell herum, um beide Enden zu fixieren, bevor sie zusammenbrachen. Ich hätte einfach vier Hände haben müssen… Grässlich! Wenn das Christkind durchs Fenster einen Film gedreht hätte: Loriot wäre vor Neid erblasst…
Als es schließlich doch gelungen war, den Kiosk wie geplant aufzustellen, war ich völlig fertig. Und die Kinder kamen ins Haus, durchgefroren und und vorwurfsvollen Blicken.
PS.: Wenn jemand einen Kiosk braucht, ich leihe ihn aus!
Ihr Lieben, vielen Dank für Erlebnisse – Weihnachten hat doch einen festen Platz in unseren Erinnerungen! Und jedes Jahr schaffen wir neue, für uns, unsere Kinder und Enkel.
Sie mögen unsere Runde? Dann folgen Sie ihr! Alle bisherigen Beiträge unserer Runde können Sie auf einer Seite nachlesen. Und wie wärs, wenn Sie mitmachten?
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