Wir haben uns wieder getroffen – virtuell natürlich. Und uns – und die Männerrunde – mit folgender Frage beschäftigt:
Nessa fragt:
Obwohl es schon so lange her ist, erinnere ich mich noch genau an diesen peinlichen Moment:
Barbara sagt:
Ich heiße Barbara und bin nach der Juristerei auf die Kunst gekommen. Eine Kunst, die zum Nachdenken und Loslassen anregen soll und die ich mit Leidenschaft betreibe.
Es war eine Zeit, in der voreheliche Beziehungen und die Verwendung der Pille in meinem Elternhaus keiner irgendwie gearteteten Diskussion unterlagen. Es war schlicht etwas Unmögliches, Unanständiges.
Das wusste offensichtlich auch meine über sieben Jahre jüngere Schwester.
In einem unbeobachten Moment entdeckte sie eine Pillenpackung in meiner Schreibtischschublade.
Da sie lesen konnte, wusste sie auch um die Bedeutung der Tabletten.
Sie konfrontierte mich mit diesem Wissen und versprach gegen Entgegennahme einer Coca Cola, meinen Eltern nichts zu verraten.
Ich musste diesem Ansinnen nachkommen. Ich fürchtete nicht nur, dass meine Schwester weiter nachbohren würde. Sie hatte mich bei verbotenem Verhalten erwischt, das keineswegs publik werden durfte. Gott sei Dank gab es weitere Erpressungsversuche nicht. Meine Schwester war mit der ebenfalls verbotenen Cola zufrieden. Liebe Grüße, Barbara
Obwohl es schon so lange her ist, erinnere ich mich noch genau an diesen peinlichen Moment:
Ich bin Lea, Altruistin, Misanthropin, halb freiberufliche Texterin und Übersetzerin für Leichte Sprache, halb Geschäftsführerin eines gemeinnützigen Vereins, ohne menschlichen Anhang, dafür wunderbar fest verbunden mit dem unglaublichsten Profiplüschtier der Welt, meiner Blindenführhündin Arzu.
Liebe Nessa,
da fällt mir folgende Geschichte ein, obwohl diese mir eigentlich nur
abstrakt peinlich war, weil sie nicht in einer Konfrontation mündete:
Ich war während meines Studiums sehr aktiv in der Hochschulpolitik und
bekleidete ein Jahr lang im Allgemeinen Studierendenausschuss das Amt
der Sozialreferentin. In irgendeiner Sache musste ich einem Mitarbeiter
des BAFöG-Amts einen offiziellen Brief schreiben. Der Mann hieß
Karbowski, aber da ich als Kind ein Buch mit einer Geschichte über einen
Maulwurf namens Grabowski besessen und geliebt hatte, war ich der
absolut festen Überzeugung, der BAFöG-Mensch müsse Grabowski heißen.
Obwohl mich eine Kommilitonin sogar noch zu korrigieren versuchte, warf
ich den Brief mit dem falschen Namen ein und war mir keiner Schuld
bewusst. Es konnte schließlich gar nicht anders sein. So richtig
peinlich war mir diese Episode erst, als ich Jahre später wieder daran
dachte – dafür dann aber umso nachhaltiger 🙂
liebe Grüße
Lea
Obwohl es schon so lange her ist, erinnere ich mich noch genau an diesen peinlichen Moment:
Ich bin Anne, Mathematikerin und Lebenskünstlerin aus Passion mit einem Technikfaible und ewiger, grenzenloser Neugierde.
Anne sagt:
Kann heute keine Frage beantworten.
Grüsse zum Abend von Anne
Mit 18 Jahren war ich in der Stuttgarter Kunstakademie, seither bin ich das, was man Freischaffende Künstlerin nennt mit Schwerpunktthema „Mensch“. Froh bin ich über Literatur und glücklich, wenn ich ein schönes Buch in Händen halte.
Obwohl es schon so lange her ist, erinnere ich mich noch genau an diesen peinlichen Moment:
Als ich ungefähr 17 war, bekam ich einen Ferienjob beim Klettverlag, ideal!
An meinem ersten Tag setzte man mich an eine Schreibmaschine, dort sollte ich Karteikarten beschriften. Ich sagte vorsichtig, daß ich nicht richtig Schreibmaschine schreiben könne. Das mache nichts, ich solle mir ruhig Zeit lassen damit. Nun war es aber so, daß ich keine Ahnung hatte von dieser Maschine, ich wußte nicht, wie ich das Papier rein kriege – das ist mir dann irgendwann gelungen – und ich wußte nicht wie ich große und kleine Buchstaben schreiben sollte. Auch nicht, wie ich eine neue Zeile erstellen könnte. Eigentliche hätte ich sagen sollen, daß ich noch nie an einer solchen Maschine gesessen habe.
Nach einiger Zeit kam die Dame wieder und sah mein Elend.
Jetzt erwartete ich natürlich, daß ich wieder gehen könne.
Aber nein, sie zeigte mir in Ruhe alles und so begann ich tatsächlich, diese Karteikarten zu beschriften. Ab und zu durfte ich ins Archiv zu den Büchern und diese sortieren, das konnte ich eindeutig besser. Gelernt habe ich aber, daß es besser ist, klar zu sagen, was man nicht kann. Denn viel peinlicher ist es, beim Nichtkönnen erwischt zu werden. Und gemerkt habe ich mir, daß man einen jungen Menschen dann nicht vor die Tür setzt, wenn er was nicht kann, sondern es ihm schlicht erklärt.
Mich kennen Sie natürlich. Ich bin Nessa Altura, die Betreiberin dieses Blogs. Und ich bin diejenige, die hier die Fragen stellt.
Obwohl es schon so lange her ist, erinnere ich mich noch genau an diesen peinlichen Moment:
Während meines Studiums war ich auf einem Zelt-und Paddel-Urlaub an den masurischen Seen. Es regnete ununterbrochen. Man konnte das nur mit Pilzgerichten, Salzgurken und Wodka aushalten. Als ich entnervt den Urlaub abbrach, hatte ich noch polnisches Geld übrig. Ausser den kleinen grünen Wodkafläschchen gab es damals in Polen (hinterm Eisernen Vorhang) nix zu kaufen. Also füllte ich meine Reisetasche damit. Zigfach.
Im Zug sagte der Zöllner: „Was zu verzollen? Alkohol? Zigaretten? Devisen?“
Ich schüttelte den Kopf. Hatte ich nicht. Ich hatte ja nie was zu verzollen…
„Dann holen Sie mal die Tasche da runter“, sagte er.
Ja, und erst als es in der grünen Tasche verräterisch klirrte, fiel es mir wieder ein. Ich musste den Reissverschluss aufziehen. Schamrot ob meiner dreisten Lüge und der Tatsache, dass mich der Zöllner für eine Alkoholikerin halten musste – und Geld hatte ich schließlich auch keines mehr.
Ein unvergesslicher Augenblick eines Nahezu-Herzstillstandes. Hinter sozialistischen Gefängnismauern…
Der Zöllner verzieh mir dann nach Konfiskation einiger grüner Fläschchen. Seither glaube ich an das Gute im Menschen!
Vielen Dank für eure hilfreichen Antworten, ihr Lieben!
Nessa
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