Was haben wir von unserem Vater gelernt? Wir fragen unsere Frauenrunde


Wir haben uns wieder getroffen – virtuell natürlich. Und uns – und die Männerrunde – mit folgender Frage beschäftigt:

Was haben wir von unserem Vater gelernt?

Barbara sagt:

Ich heiße Barbara und bin nach der Juristerei auf die Kunst gekommen. Eine Kunst, die zum Nachdenken und Loslassen anregen soll und die ich mit Leidenschaft betreibe.

Verzeih mir, dass ich die Dezemberfrage momentan nicht richtig beantworten kann! Die Rückbesinnung auf längst Vergangenes will mir nicht recht gelingen. Die Erinnerungen an meine Kindheit habe ich Gott sei Dank in meinem Leben bewältigt. Ich weiß nur, dass mein Vater mir nachhaltig ein Vertrauen zur Geborgenheit bei Gott vermittelt hat.   Liebe Grüße   Barbara


Was haben wir von unserem Vater gelernt?

Ich bin Lea, Altruistin, Misanthropin, halb freiberufliche Texterin und Übersetzerin für Leichte Sprache, halb Geschäftsführerin eines gemeinnützigen Vereins, ohne menschlichen Anhang, dafür wunderbar fest verbunden mit dem unglaublichsten Profiplüschtier der Welt, meiner Blindenführhündin Arzu.

Liebe Nessa,

ok, sowas Langweiliges wie, dass man Handbücher lesen muss, bevor man
ein neues Gerät oder eine Software in Betrieb nimmt, nehme ich jetzt mal
nicht als Antwort 🙂 Was ich von meinem Vater wirklich fürs Leben
gelernt habe, ist Hilfsbereitschaft gegenüber Anderen und soziales wie
politisches Engagement. Das hat er immer vorgelebt und tut es noch
heute, mit inzwischen 74 Jahren. Außerdem habe ich von ihm, wenn auch
nicht nur von ihm sondern wohl ein Stück weit auch von meiner Mutter,
das rationale, logische, analytische Denken gelernt, das ich über alles
schätze, weil ich immer wieder beobachte, wie wenig andere Menschen es
oft zu beherrschen scheinen. Etwas mehr Emotionalität hätte meinem
Elternhaus vielleicht manchmal gut getan, aber so, wie es war und ist,
ist es mir allemal lieber. Mein Vater ist vielleicht mein größtes
Vorbild – oder mein einziges, ich weiß nicht.


liebe Grüße
Lea


Mit 18 Jahren war ich in der Stuttgarter Kunstakademie, seither bin ich das, was man Freischaffende Künstlerin nennt mit Schwerpunktthema „Mensch“. Froh bin ich über Literatur und glücklich, wenn ich ein schönes Buch in Händen halte.

Was haben wir von unserem Vater gelernt?

Vieles habe ich von meinem Vater gelernt, zum Beispiel Schwimmen und Lithografieren. Musik und Literatur habe ich durch ihn kennen gelernt, aber vor allem die Welt der bildenden Kunst.

Und das alles schon als Kind.


Aber vor allem habe ich von und mit ihm diskutieren gelernt, argumentieren, ohne in Streit zu geraten. In diesem Zusammenhang auch Toleranz und die Annahme, daß in jedem Menschen Gutes zu finden sei. Auch im übelsten Burschen. Das hat mich allerdings dann fast meine Existenz gekostet, denn ich war zu gutgläubig. Auch mein Vater hat sich die Haare gerauft, weil er mir kein Mißtrauen beigebracht zu haben scheint. Durch diese Erfahrung wurde ich dann skeptischer und kritischer. Suche aber weiterhin in den Menschen erst mal das Beste.


Was haben wir von unserem Vater gelernt?

Ich bin Anne, Mathematikerin und Lebenskünstlerin aus Passion mit einem Technikfaible und ewiger, grenzenloser Neugierde.

Anne sagt:

Deine Frage zum Dezember bringt mich echt ins Grübeln! Tatsächlich habe ich viel von meinem Vater gelernt. Am wichtigsten erscheint mir, dass er mir rhetorische Fähigkeiten, nämlich Reden halten mit der Vatermilch beigebracht hat, also unbewussten Lernen. Er hat das sogar an meinen Sohn — obwohl er seinen Großvater nie kennengelernt hat — weitergegeben, der das Erforschen der Sprache zu seinem Beruf gemacht hat. Von ihm habe ich auch die Freude an der Philosophie erschlossen bekommen, was ich dann ja auch studiert hab.
Viele Grüße von Anne 


Mich kennen Sie natürlich. Ich bin Nessa Altura, die Betreiberin dieses Blogs. Und ich bin diejenige, die hier die Fragen stellt.

Was haben wir von unserem Vater gelernt?

Mein Vater ist leider viel zu früh gestorben. Unsere eigentliche Auseinandersetzung mit den Zuständen der Welt und dem eigenen Empfinden und den Erkenntnissen daraus hatte da gerade erst begonnen. Was ich sicher von ihm mitbekommen habe, ist das Interesse an Politik insgesamt, aber auch an Kommunalpolitik. Er war da aktiv und man hat am Esstisch viel darüber geredet.

Das Zweite, das mit einfällt, ist seine Großzügigkeit. Er hat freigiebig Menschen unter die Arme gegriffen, wenn sie Hilfe brauchten, auch in finanzieller Hinsicht. Erst nach seinem Tode wurden manche dieser informellen Vereinbarungen der übrig gebliebenen Familie bekannt. Ich bin vielleicht nicht ganz so großzügig, aber ich bin gewiss nicht geizig. Ich erkenne Geiz – finanzieller oder auch emotionaler Natur – aber bei anderen schnell. Neid kannte er übrigens gar nicht.

Er konnte genießen. Das habe ich auch von ihm gelernt. Alle diese Dinge, die gut sind und wunderbar, die möchte ich auch goutieren dürfen. Meine Mutter war eher asketisch und bescheiden. Neue Erkenntnis: Die Mischung aus beidem ist gut für mich. Sparsam im Alltag, aber barock in besonderen Zeiten.


Vielen Dank für eure hilfreichen Antworten, ihr Lieben!

Nessa

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