Unsere Frauenrunde kennen Sie ja. Sie soll Sie unterhalten; und zwar mit Ansichten zu Themen, die vielleicht auch Sie gerade beschäftigen.
Nicht nur unter Corona haben wir erkannt, wie wichtig persönliche Unterhaltungen zu einzelnen Themen sind. Weil es aber physisch nicht immer geht, müssen wir uns online unterhalten, so zum Beispiel per eMail.
Wir wollen ab jetzt ab und an kurze Statements veröffentlichen, die uns unsere Leserinnen und Leser spenden. Wir fragen, sie antworten spontan. (Nicht unähnlich der Runde, die uns schon zum Thema Sinnlich sein oder werden ihre Ansichten spenden (zu finden unter den Frivolini).) Es geht nicht um Tiefschürfendes, sondern um ein paar Sätze, die uns verraten, wie jemand über eine gewisse Sache denkt.
Jetzt haben wir auch eine Männerrunde eingerichtet, die wir hier bereits vorgestellt haben.
Über vieles wird ja ( öffentlich ) zu viel geredet, aber über manches gar nicht. Was vermisst ihr? Politisch oder privat, aus beiden Feldern sind Antworten denkbar.
Worüber wird nicht genug geredet?
Hier ist Norbert aus Sindelfingen:
Ich bin Norbert, Volkswirt, Wanderer zwischen den Welten, von Politik, Verwaltung bis Wirtschaft, und Asien, Afrika bis Schwarzwald.
hier meine Antwort: Über gute Lösungen für Probleme, über Leute, die sich engagieren, einbringen und die Gesellschaft voranbringen. Sei es Unternehmen, Bürger, Verwaltungsleute oder Gruppen und Gemeinschaften. Die Medienwelt ist leider geprägt von „bad news sells“ und damit entsteht ein Bild, dass so vieles schlecht ist. Notwendig ist die Inspiration für das Gute.
LG, Norbert
Hier ist Michael aus Berlin und Zürich:
Worüber wird nicht genug geredet?
Ich bin Michael, promovierter Chemiker, aber schon seit über 20 Jahren in Zulassungsabteilungen verschiedener Pharma-Firmen. Als (ehemaliger) Forscher, bin ich immer noch extrem neugierig und lerne gerne jeden Tag etwas Neues dazu.
Die Frage klingt leicht zu beantworten, aber sie‘s tricky.
Ich sehe aktuell vor allem zwei Themen, die zu wenig diskutiert werden.
Zu erst, reden wir zu wenig über ein nachhaltiges und gerechtes Rentensystem.
Zweitens, sollten wir inzwischen unbedingt darüber reden, wie man mit dem Klimawandel umgeht, da er nicht nur nicht mehr zu verhindern ist, sondern sogar schon da ist.
Michael
Hier ist Roman aus Singapur:
Worüber wird nicht genug geredet?
Ich bin Roman, frischgebackener Vater, Produktmanager in Software und interessiert an allem Digitalem. Zur Zeit im fernen Singapur ansässig.
Vor einiger Zeit gab es in den Tagesthemen zur Eröffnung der Buchmesse einen Beitrag zur Künstlichen Intelligenz in der Literatur. Tenor war, dass KI nichts tauge, nicht originell wäre, den Mensch nicht ersetzen könne. Hier nachsehen: https://www.tagesschau.de/multimedia/video/schnell_informiert/video-1262006.html
Ich habe fast einen Herzkasper bekommen. In diesem Land, insbesondere von den Medien (eigentlich hasse ich dieses pauschale „die Medien“) wird nicht ausgewogen und schon gar nicht zukunftsgewandt über Technologie geredet.
Das ist einfach so. Gefühlt 9 von 10 Beiträgen gehen primär auf negative Aspekte ein. In der Regel tun sie das, bevor die Technik überhaupt hinreichend erklärt wurde. Dann kann man kaum bis 10 zählen und das Thema Datenschutz kommt zum finalen Schlag. Am Schluss gibt es noch eine versöhnliche Conclusio, alla „bis WhatsApp seine Datenschutzregeln geändert hat, tut’s für Tante Lieselotte ja noch die gute alte Postkarte“.
Journalisten würden sagen: „Wir sind halt dazu da, die Sachen kritisch zu hinterfragen“. Verstehe ich, aber die Prämisse ist falsch. Sie geht davon aus, dass die Menschen sich grundsätzlich leicht für neue Technik begeistern lassen. So ist es aber nicht. Es herrscht Technologiefeindlichkeit.
Folgen: Großer deutscher Digitalkonzern? Deutsche Firma, die mit KI für Aufsehen sorgt? Vielversprechendes Elektroauto-Startup neben den Platzhirschen? Drohen-Spezialist? Startups im Bereich Satelliten/Raketen? Verwaltungsdigitalisierung? Anbieter für innovative Solarprodukte? Etc.
Verärgerte Grüße von
Roman
Worüber wird nicht genug geredet?
Hier ist Rupert aus Amberg:
Ich bin Rupert aus Amberg und neu dabei. Ich bin Mediator und Coach für Führungskräfte in Kliniken.
Worüber zu viel geredet wird?
Das ist für mich weniger Thema als DASS zu viel geredet wird. Aus meiner Sicht verlieren sich Diskussionen so oft in Details und Hinderungsgründe. Gemeinsam größer zu denken und Fehler als Abweichung vom Ziel zu begreifen, die korrigiert werden können, wäre meine Wunschvorstellung. Wertschätzender Umgang mit unterschiedlichen Meinungen und Überzeugungen inklusive.
Und damit sind wir bei dem Punkt, worüber wir uns meines Erachtens zu wenig unterhalten. Nämlich darüber, WIE wir miteinander und übereinander sprechen. Als junger politischer Mensch habe ich mit Begeisterung politische Diskurse verfolgt bis hin zu Bundestagsdebatten. Die Diskussionen waren nicht minder heftig im Vergleich zu heute, nur hat man in meiner Erinnerung einander mehr und genauer zugehört und dann darauf geantwortet. Verstärkt durch die „unsozialen“ Medien gibt’s häufig nur noch schwarz und weiss, ohne Zuhören- und Verstehenwollen, Bashing ist das Mittel der Wahl.
Das macht mich traurig, weil mir Verbindung ein echtes Bedürfnis ist.
Rupert
Worüber wird nicht genug geredet?
Hier ist Richie aus Stuttgart:
Mehr als 15 Jahre bin ich aus dem Berufsleben. Seitdem ist das Fotografieren meine wichtigste Beschäftigung geworden. Die Hauptthemen sind der Mensch, Landschaften und was sonst die Natur so bietet. Meine heutige Art zu fotografieren wurde sehr stark durch die vielen Kontakte mit Künstlern in den letzten 20 Jahren geprägt.
Viele Wahrheiten werden nicht erzählt!! Manches lässt sich nur schwer im Nachhinein ermitteln. Manches gar nicht mehr. In der Politik war es schon immer so. Mein Eindruck ist, dass es schlimmer geworden ist, Unwahrheiten und noch mehr Lügen zu erzählen. Als lebendes Beispiel muss man nur an den Blonden aus den USA denken.
Wie man das ändern könnte, dafür habe ich leider keine Idee.
Liebe Grüße Richie
Hier ist Rolf aus Böblingen:
Worüber wird nicht genug geredet?
Es wird – gefühlt – fast täglich von irgend einem Politiker verkündet, was
man tun will/sollte, um unsere Probleme in den Griff zu kriegen, ob es
um das Verhalten krimineller Migranten mit deutschem Pass geht, oder
Einwanderungskontrolle, Bürokratieabbau, erneuerbare Energien, usw.
usw. – Aber dann passiert nicht wirklich etwas, denn es gibt immer noch
irgend ein Gesetz, das erst geändert werden muss, um die
gewünschten Änderungen rechtssicher zu machen. Und das dauert -.
Das, was ich dazu vermisse, ist mehr Diskussionen über unsere
Grundgesetze. Es scheint, daß Einiges darin wohl erst den heutigen
Zeiten angepasst werden muss, um weitere Gesetzesänderungen zügig
zu ermöglichen. Und das, bevor Deutschland am Gesetzesdschungel erstickt
Rolf B.
Habt Dank, ihr Lieben. Die Frage war knifflig, das ist wahr. Und es ist schwer, eine einzige Antworte in der Fülle der wichtigen Antworten herauszuheben. Mich hat überrascht, dass es doch zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen ist. Gut so.
Sie mögen unsere Runde? Dann folgen Sie ihr! Alle bisherigen Beiträge unserer Runde können Sie auf einer Seite nachlesen. Und wie wärs, wenn Sie mitmachten?
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