Zum Wert der Natur – für Selbstständige

Ich bin als Autorin selbstständig. Ich bin als Mensch selbstständig. Und ich bin als Betreiberin des Briefversandhauses Autorenexpress selbstständige Unternehmerin. Und was hat das nun mit der Natur zu tun?

Aus der Natur hole ich mir Inspiration.

In der Natur erhole ich meinen Geist vom ständigen Überlegen, Analysieren, Planen, Kontrollieren.

In der Natur bin ich gezwungen, bei mir zu sein. Und nicht bei meinem PC, bei meinem Notizblock, bei meinem Handy, bei meinem Terminplaner. Die Philosophin Agnes Heller, die kürzlich gestorben ist, hat einmal gesagt, dass ihr Kopf am besten arbeite, wenn ihre Hände zu tun hätten. Zum Beispiel, so habe ich das damals verstanden, beim Abwaschen, beim Gärtnern, beim Kochen.

Meine Hände gebrauche ich kaum in der Natur, wohl aber meine Beine. Seitdem Corona mich gezwungen hat, dem Fitnessstudio fernzubleiben, gehe ich täglich so ungefähr 50 Minuten hinaus in die Natur. Wenn es schön ist, fahre ich mit dem Rad übers Land, Wenn kalt und nass ist so wie jetzt, gehe ich durch den Wald oder am See entlang.

Die Routen variieren ein wenig, aber nicht genug, um wirklich neu zu sein. Es gefällt mir, dass alles so vertraut ist. Meine Schritte oder mein Fahrradlenker wissen, wohin es gehen soll und ich muss mich mit der Zielführung nicht befassen. Ich kann meinen Geist frei schweifen lassen.

Und das tut er. Ihm fallen die unterschiedlichsten Dinge ein. Oft kommen ihm Fragen, auf die er keine Antworten hat und zwingt mich auf diese Weise dazu, zu Hause nachzuschlagen.

Durch die Natur werde ich klüger.

Zum Beispiel lerne ich etwas über den Borkenkäfer und anderes Getier, wenn ich im Wald war und mich darüber gewundert habe, dass dort solche Fallen aufgestellt sind. Oder über Waldbewirtschaftung, weil mir auffällt, dass der eine Wald sorgsam aufgeräumt und der nächste völlig ungepflegt und wild ist. Am See oder beim anschließenden Nachschlagen lerne ich, was Nilgänse sind und weshalb die Saatkrähen Nüsse von hoch oben auf den Boden schleudern. Bei der Fahrt am Wiesenrain entlang lerne ich, was Stickstoffdünger bedeutet und welche Pflanzen dafür untergepflügt werden.

Das sind naturwissenschaftliche Fakten. Es gibt auch andere Fakten.

In der Natur mache ich sinnliche Erfahrungen

Die Natur lehrt mich aber auch Stimmungen. Atmosphärisches. Das kann ich als Autorin gut gebrauchen. Wie würde man dieses rötliche Rot der Buchenblätter nennen, die am Waldboden aufliegen wie ein wundersamer Pelz? Wie kommt es, dass die unterschiedlichen Grüntöne, die der Wald im Frühjahr vor uns ausbreitet, uns so fröhlich stimmen? Wie lässt sich das Wellenwogen der jungen Kornfelder beschreiben, wenn der Wind die Halme zärtlich oder heftig streichelt oder zaust? Wie kommt es, dass man, wenn man hoch in die sich ständig bewegenden Baumwipfel blickt, plötzlich glaubt, auf einem Schiff unterwegs zu sein? Und Columbus-Gefühle entwickelt, obwohl man doch damit überhaupt nichts zu tun hat? Und warum machen alte große Spinnennetze traurig, junge kleine aber glücklich?

In der Natur belebt sich der Geist.

Es ist geradezu merkwürdig: Manchmal, wenn ich lange über etwas nachgedacht habe, weiß ich, dass die Lösung mir ferner rückt und nicht näher kommt. Es ist wie der Nietzesche Abgrund, der plötzlich anfängt zurückzuschauen. So etwas gibt es in der Natur nicht. Da schweift das Auge und hängt sich an nichts. Und wenn doch, dann nur kurz. Und während das Auge über die Dinge, die uns doch so vertraut sind, hinweg gleitet, befreit sich auch der Geist aus seiner Starre. Er wird transitorisch, durchlässig, aquarellhaft. Und dann fallen mir Reime ein, nach denen ich im Büro lange gesucht habe, dann fallen mir Menschen ein, deren Existenz mir nicht mehr präsent war, dann fallen mir Plot-Schleifen ein, die sich vorher verweigert hatten. Es ist magisch.

Mein Entzückblick

Weil mir die Natur so wertvoll ist in ihrer unendlichen Freigebigkeit, und immer mehr so wird, je älter ich werde, habe ich vor einigen Jahren angefangen, in meinem Blog jeden Monat einen „Entzückblick“ zu zeigen. Und zwar mitsamt den Assoziationen, die mir beim Betrachten dieser unvergleichlichen natürlichen Schönheiten in den Kopf geflossen sind… Auf einer Blogseite werden sie alle gesammelt, damit sie mir nicht irgendwann einmal verloren gehen, gedanklich aus dem Gedächtnis rutschen oder tatsächlich auf dem PC gelöscht werden. Das schöne Wort vom Entzückblick stammt übrigens nicht von mir, sondern von der Checkerin. Danke dafür! Und danke an Silke Bicker, dass sie diesen Blogbeitrag initiiert hat.

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2 responses

  1. Danke für den Blick in die Natur – der lässt sich auch mit einem warmen Kachelofen im Rücken herrlich geniessen. Und draussen tummelt sich das bunte Gefieder im Vogelhäuschen. Schönen Advent!

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